Originaltitel: OVERLORD

USA 2018, 110 min
FSK 16
Verleih: Paramount

Genre: Horror, Kriegsfilm

Darsteller: Wyatt Russell, Jovan Adepo

Regie: Julius Avery

Kinostart: 08.11.18

Noch keine Bewertung

Operation: Overlord

Dunkle Geschichte als rabiates Spektakel

Kleiner Tip vorab: Tragen Sie beim Besuch dieses Krachers am besten schweres Schuhwerk, sonst frißt sich Ihnen der zermürbende Sound direkt in die Fußsohlen. Bauarbeiter-Trommelfelle haben sowieso Vorteile, wenn ein Trupp amerikanischer Soldaten anno 1944 gen Frankreich aufbricht, um gegen die Deutschen zu kämpfen. Selbige schlagen zurück, schießen die Flugzeuge ab. Und obwohl nicht jeder Computereffekt ganz gerade sitzt, bricht ein regelrechtes Inferno los; Höllenlärm, brutal attackierte Körper, Feuer, unmenschlicher Kampf ums nackte Überleben. Eine beklemmende Materialschlacht des Schreckens, deren vorläufiger Abschluß – vor warmfarbigem Hintergrund in Bäumen hängende Leichen – die Ästhetik des Grauens voll auslotet.

Kurze Pause, die Übriggebliebenen suchen einander, wenige sind’s, durch Tritt auf eine Mine schrumpft die Gruppe weiter, Intensität pur. Die Männer treffen eine Landbewohnerin, selbstredend jung, natürlich schön. Nach geringfügigem Widerstand überzeugt, führt die Dame ihre neuen Beschützer zum naziregierten Dorf, wo sie haust, Bruder und Tante inklusive. Sehr, sehr kranke Tante, denn der wahnsinnige SS-Doktor experimentiert grausam.

Es kommt zum harschen Schwenk, aus herzjagendem Kriegsfilm schält sich unvermittelt grober Body-Horror, was insofern glückt, als daß uns kein krampfiger Billig-Trash der Garnitur DEAD SNOW oder FRANKENSTEIN’S ARMY quält. Qualitativ alles im grünen Bereich, atmosphärisch ebenfalls, hier wissen die zuständigen Kreativen, wie man ordentlich beleuchtet, Farbakzente setzt, versiffte Settings baut. Dazu werfen die Leute vom Special FX Makeup-Department angemessen glibbernde Blutrunst ins Getümmel, sogar ein talentierter Kinderdarsteller beeindruckt. Inhaltlich geht’s allerdings drei Schritte rückwärts, hin zu Bewährtem und stets Bekanntem, das nix falsch macht. Woraus erträglicher Ekel, überschaubare Spannung, einige krude Zufälle und manches verdrehte Auge folgen.

Bis der Klopper richtig auf- und das Drehbuchautorenduo komplett abdreht. Da münden Adrenalinschübe offenbar massiver Art darin, den eigenen aufgespießten Körper vom Haken zu wuchten oder mehrfach die Druckwellen gigantischer Explosionen schulterzuckend unbeschadet wegzustecken; jegliche Grenze wird ausgehebelt. Muß man dann zwar echt nicht mehr versuchen ernst zu nehmen, kann man aber gut unterhaltsam finden.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...