Originaltitel: OXANA
F 2024, 103 min
Verleih: X Verleih
Genre: Biographie, Polit, Drama
Darsteller: Albina Korzh, Maryna Koshkina, Oksana Zhadanova
Regie: Charlène Favier
Kinostart: 24.07.25
Der Cineast erlebt im Kino traurige Momente, wenn er zwar die enormen Potentiale eines Stoffes erkennt, dann aber die ernüchternde Tatsache, daß sie der fertige Film nicht ausschöpfen kann. In OXANA kommt erschwerend hinzu, daß mit Albina Korzh eine hervorragende Hauptdarstellerin gerade die Potentiale hätte mühelos ausspielen können. Ein starkes, im Stil gar mutiges, durch die tragische biographische Komponente ins Universelle weisendes Einzelporträt hätte entstehen können. Was bleibt, sind Steinchen im Mosaik, der Verlust von Dichte im zwingenden Erzählen.
Es soll um die Ukrainerin Oksana Schatschko gehen, die sich im Juli 2018 in Paris das Leben nahm. Mit 31. Sie war Künstlerin und Aktivistin, Malerin und politischer Flüchtling, erschuf Ikonen und wurde zur Ikone. Mit Femen wurde sie vor und nach ihrem Tod identifiziert, war kreativer Teil der Gruppe und dennoch oft allein. Zerrissen von sich selbst. Als Jugendliche will sie Gott heiraten, dann, als sie aufwacht, zählt nur noch Freiheit. Wo sie anfangs mit kleinen Gemälden die orthodoxen Priester erfreut, das Einkommen ihrer Familie aufbessert und ihren saufenden Vater ersetzt, wird Oksana junge Frauen finden, die mehr wollen, als ihre Mütter ihnen vorleben können.
Es bedeutet, radikal zu sein und verfolgt zu werden, nackte Brüste als Waffen zu gebrauchen, Kunst im für Oksana einzig gültigen Sinne zu gebrauchen: sextremistisch, losgelöst von Angst, sozial, gegen herrschende Zustände in den Männerdomänen Ukraine, Rußland, Belarus. Regisseurin Charlène Favier favorisiert leider das Kaleidoskop. Oksana Schatschko büßt auf diesem Weg mehr und mehr das Wichtigste ein: Kontur.
[ Andreas Körner ]