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Palermo Shooting

Wenn der Sensenmann tote Hosen jagt

Wim Wenders, der große deutsche Autorenfilmer, ließ mit seinem letzten Film DON’T COME KNOCKING nach der Enttäuschung LAND OF PLENTY wieder hoffen, daß er noch einmal loslegt auf seine alten Tage. Zusammen mit Autor Sam Shepard aus PARIS, TEXAS-Zeiten begeisterte er vor drei Jahren in Cannes. Auch Wenders’ aktuelles Projekt wurde der Welt wieder im Wettbewerb an der Côte d’Azur präsentiert. Und auch im neuen Film wird ein alternder Kulturschaffender mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Eigentlich ein gutes Omen. Leider entpuppt sich THE PALERMO SHOOTING aber als eitles, recht oberflächliches Gedankengewälze eines Erfolgsverwöhnten.

Der angesagte Fotograf Finn führt ein High-Society-Leben in Düsseldorf, voller Cocktail-Parties und spektakulären Foto-Shootings. Eines Nachts entgeht er nur knapp einem tödlichen Zusammenstoß mit einem Geisterfahrer. Finn wird gepackt vom Nachdenken über die Endlichkeit der Dinge. Bei einem Gespräch mit einem philosophierenden Schäfer kommt ihm plötzlich der Gedanke, nach Palermo zu reisen - den Namen der italienischen Stadt liest er auf einem vorbeischippernden Tanker. Doch der Tod, personifiziert vom koksweiß geschminkten Dennis Hopper (DAS SIEBENTE SIEGEL lässt grüßen!), bleibt Finn auch in der verwinkelten Traumstadt auf den Fersen É

"Ein romantischer Thriller um Leben und Tod" heißt es im Begleitmaterial, doch Romantik und Spannung bleiben leider nur Behauptungen in Wenders’ neuem Werk aus eigener Feder. Seicht und selbstgefällig plätschert der Film dahin. Kein Wunder, sein Protagonist ist schließlich ein vom Erfolg vertätschelter Pop-Künstler, dessen größtes Problem eine Entscheidung zwischen Kunst- und Kommerzfotografie ist. Daß Hauptdarsteller Campino dazu noch jede Szene mimisch zu verhunzen versteht, hilft Wenders auch nicht in der Gestaltung seiner langatmigen Ergründung einer Midlife Crisis.

PALERMO SHOOTING ergeht sich in Plattitüden und wird mit einer aufgesetzten Liebesgeschichte am Ende auch noch dermaßen kitschig, daß man sich bald auf die Seite des Todes schlägt und dem sich in leerer Sehnsucht wälzenden Finn ein schnelles "Fin" wünscht. Erkenntnis angesichts dieses langweiligen Werks: Wim Wenders sollte mal wieder woanders als in sich selbst nach Geschichten für seine Filme graben.

D 2007, 108 min
FSK 12
Verleih: Senator

Genre: Drama

Darsteller: Campino, Sebastian Blomberg, Dennis Hopper, Giovanna Mezzogiorno, Inga Busch

Stab:
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders

Kinostart: 11.12.08

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...