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Paparazzi

Hollywood schlägt zurück

Paparazzi sind die Schattenseite des Starkultes, die Plagegeister der Schönen, Reichen und Erfolgreichen in Beverly Hills. Aber Hollywood hat Mittel, dagegen vorzugehen. Gouverneur Arnold Schwarzenegger ist eines. Ein anderes: der Film und seine Fähigkeit, Emotionen zu schüren. In der Fiktion kann man es den blutsaugenden Schmarotzern von Klatsch-Reportern mal so richtig zeigen. Mag sein, daß das dem Produzenten Mel Gibson, der sich einen kurzen Gastauftritt erlaubt, Genugtuung bereitet, ob sich die Täter mit den Kameras davon beeindrucken lassen, ist fraglich.

Höchst interessant bleibt es trotzdem, was Hollywood aus diesem Themenfilm wieder macht: nämlich einen klassischen Action-Thriller. Ein Blitz-Gewitter um den Protagonisten Bo Laramie, der es als Action-Darsteller gerade in die kalifornische Promi-Welt geschafft hat, und gleich steckt man in der mitreißenden Logik des Kinos. Kaum kann Bo sein Glück fassen, da rinnt es ihm auch schon durch die Finger, denn eine Gruppe von äußerst harten Paparazzi hat es auf ihn und seine glückliche Familie abgesehen. Noch übt er sich in Selbstbeherrschung, doch als nach einem Autounfall sein Sohn ins Koma fällt und seine Frau depressiv am Swimmingpool harrt, hat Bo allmählich genug. Er lauert den Promijägern auf und macht sie kalt.

Selbstjustiz ist ein altes Thema des Hollywoodkinos, nur diesmal mit einem eigenartigen Selbstverweis. Es wird suggeriert, daß der Action-Darsteller eigentlich mit seiner Rolle identisch ist und damit über den Dingen und den Gesetzen der Realität steht. Man könnte es für Selbstironie halten, wären die Sympathien und der moralische Standpunkt des Filmes nicht so deutlich. Die Paparazzi sind nämlich so richtig schön fies. Toll gelingt immerhin die Darstellung des Oberbösewichtes durch Tom Sizemore.

Dagegen der farblose Held, der seinem kernigen Selbst und seinem gesunden Gerechtigkeitssinn treu bleibt, bis er am Ende dann doch immer sadistischere Züge annimmt. Das hätte nur ein wirklicher Held wie Tom Cruise, George Clooney oder Kurt Russell mit Würde meistern können. Aber die haben alle abgesagt.

Originaltitel: PAPARAZZI

USA 2004, 85 min
Verleih: 3Rosen

Genre: Action, Thriller

Darsteller: Cole Hauser, Tom Sizemore, Robin Tunney

Stab:
Regie: Paul Abascal
Produktion: Mel Gibson

Kinostart: 23.03.06

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...