Originaltitel: PASSAGES

F 2023, 92 min
FSK 16
Verleih: MUBI

Genre: Drama, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Franz Rogowski, Ben Whishaw, Adèle Exarchopoulos

Regie: Ira Sachs

Kinostart: 31.08.23

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Passages

Trennung zu viert

Ira Sachs bringt den Sex zurück ins Kino – zumindest in Ansätzen. Wo sonst immer häufiger Prüderie auf den Leinwänden um sich greift, gibt sich dieser Regisseur noch Mühe, Sexualität in einer gewissen Drastik und Dauer auszuhalten, sie interessant filmisch in Szene zu setzen, sie echt erscheinen zu lassen. Nur zu der Erotik muß man Grenzen ziehen! Mit ihr hat diese düstere Anti-Romanze nämlich wenig am Hut.

In PASSAGES ist alles klinisch kühl. Tote Hose, auch beim Kopulieren, obwohl sich alles nach Sinnlichkeit und Ekstase sehnt. Zwei egozentrische Männer zoffen sich hier durch ihr toxisches Verhältnis und reißen andere mit in das Unglück. Betrug und offenes Beziehungskonzept verschmelzen im Dauerstreit. Einer sucht Abwechslung bei einer Frau, sein Partner bei einem anderen Mann. PASSAGES will dabei Dynamiken von Liebe, Erwartungsdruck und Eifersucht offenlegen. Aber lauert da mehr als bloß zelebrierte Trübsal? Seine elliptische, nüchterne Erzählstruktur versperrt den Weg zu allzu bereichernden Schlüssen über Figurenpsychologie oder gesellschaftliche Zuschreibungen. So herrlich garstig sein Witz mitunter gerät, so konservativ mutet sein latenter Tonfall an. Entdeckt er ein Modell jenseits der verkrachten Monogamie, dann höchstens als Kuriosität oder Krise gescheiterter Kommunikation.

Zumindest ihnen gebührt jedoch alle Achtung: Franz Rogowski und Ben Whi-shaw spielen besagte Krise so verführerisch und facettenreich, daß jeder ihrer Fehltritte umso stärker zum Hinsehen verführt. Ein stylischer Fummel nach dem anderen ziert dabei ihre Körper. Nur taugt eine mitreißende Modenschau noch lange nicht zum großen Beziehungsdrama.

[ Janick Nolting ]