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Perry Rhodan – Unser Mann im All

Leidenschaft – wir haben ein Problem

Es ist die größte zusammenhängende Erzählung der Weltliteratur, die Perry-Rhodan-Reihe. Gut erkennbar an den grellbunten Zeichnungen und den großen Buchstaben auf der Titelseite, findet man sie auf jedem Flohmarkt und ignoriert sie gerne. Doch die Fangemeinschaft ist groß, und so feiert die Science-Fiction-Serie in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen. Da wäre ein Blick hinter die Kulissen des Perryversums selbst für Nicht-Leser sicher interessant.

Also nimmt der Film den Zuschauer mit in Redaktionsräume, Archive und Büros. Autoren, Zeichner und Verleger berichten von ihrer Arbeit und ihrer Faszination für den Stoff, der sie zuerst als Leser gefesselt hat, bevor sie selber in die Handlung eingreifen konnten. Und zu guter Letzt bieten Literaturkritiker und Wissenschaftler neue Interpretationsansätze für ein Werk, das häufig als Groschenroman verschrien wurde und noch heute wird. Das paßt alles zum Thema, ist alles richtig und wichtig – aber es ist filmisch weder interessant noch spannend aufbereitet.

Der Film behauptet eine Leidenschaft, die von den Personen vor der Kamera gar nicht ausgeht. Was nicht an den Personen liegt, sondern daran, daß ihnen die Möglichkeit zur Entfaltung nicht gegeben wurde. Das Unwohlsein in den Interviewsituationen ist deutlich spürbar. Ein seltenes Highlight ist der Blick in das Arbeitszimmer des verstorbenen Seriengründers Scheer. Doch auch hier wurde eine große Chance vergeben, wurde über etwas Greifbares viel zu schnell hinweggegangen. Und so fehlen den meisten Protagonisten die sie umgebenden Räume, ihr natürliches Arbeitsumfeld, ihr Leben. Stattdessen versucht der Film, bildliche Entsprechungen zu Textstellen des Romans zu finden. Und daß ein Karussell mit Raketen, ein Flugzeugfriedhof oder ein Abrißhaus dafür nicht ausreichen, hätte den Filmemachern klar sein müssen.

So bekommt man weder Einblick in die eigentlichen Produktionsabläufe, noch lernt man die wirkliche Fangemeinschaft kennen. An dem eigenen Anspruch, den Zuschauer auf eine phantastische Reise mitzunehmen, scheitert der Film. Vielleicht war das Format einer 90minütigen Kinodoku doch etwas übertrieben. Vielleicht hätten die Filmemacher phantasievoller oder auch genauer an das Thema herangehen müssen. Aber dieses Was-wäre-wenn? gehört nicht hierher, das ist Science-Fiction.

D 2011, 90 min
Verleih: Salzgeber

Genre: Dokumentation

Darsteller: Denis Scheck, Josef Tratnik

Regie: André Schäfer

Kinostart: 01.09.11

[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...