Originaltitel: POINT BREAK

USA 2015, 113 min
FSK 12
Verleih: Concorde

Genre: Action, Sport

Darsteller: Luke Bracey, Edgar Ramirez, Ray Winstone

Regie: Ericson Core

Kinostart: 21.01.16

Noch keine Bewertung

Point Break

Sportskanonen und Zigarettenpause

Erinnert sich noch jemand an GEFÄHRLICHE BRANDUNG? Also diesen Film, in dem der sportive FBI-Agent John Utah in eine Gruppe Surfer eingeschleust wird, weil man diese im Verdacht hat, für eine Reihe spektakulärer Banküberfälle verantwortlich zu sein? Kathryn Bigelow drehte 1991 diese Action-Kino-Obskurität. Und wenn man auch sagen muß, daß das Gros der Filme, die Bigelow sowohl vorher als auch nachher schuf, um Welten besser sind als GEFÄHRLICHE BRANDUNG, kann man dem Werk seinen Unterhaltungswert nicht absprechen.

Ganz einfach, weil Bigelow ihr Handwerk nicht nur technisch absolut beherrscht, sondern auch über inszenatorische Phantasie und ein unschlagbares Gefühl für Timing und Montage verfügt. Also über Dinge, von denen Ericson Core noch nie was gehört zu haben scheint. Zumindest läßt darauf sein Film POINT BREAK schließen. Ein Remake von GEFÄHRLICHE BRANDUNG, in dem das Surfen allerdings nur ein Teil an breitgefächerten Extremsport-Spielarten ausmacht, die hier, einfallslos aneinandergeklatscht, inszenatorisch plump vorgeführt werden.

Keine Surfer, sondern Extremsport-Allrounder sind es also, die sich jetzt eben allerlei Extremsportarten bedienen, um Kraft ihres Extremsportler-Know-How weltweit spektakuläre Raubüberfälle zu begehen. Und wie gehabt infiltriert dann auch hier das FBI die verdächtige Truppe mit einem Johnny Utah (ausdrucksstark wie ein Snowboard: Luke Bracey). Und wie gehabt, gibt es Loyalitätsprobleme, weil Obersportskanone Bodhi so charismatisch und Sportskanonen-Quotenfrau Samsara so sexy ist. Und ebenfalls wie gehabt, gibt es die schon im Original ziemlich affige Szene, in der Johnny, statt auf Bodhi zu schießen, einen Ur-Schrei ausstößt, während er dann mit der Knarre wie blöd in die Luft ballert. Somit seiner, na ja, seelischen Zerrissenheit Ausdruck gebend.

Womit POINT BREAK sämtliche Schwächen aus GEFÄHRLICHE BRANDUNG apportiert und alle Stärken ignoriert hat. Allerdings verfügt selbst dieser Sportskanonen-Rohrkrepierer über einen guten Moment: Es ist jener, in dem ein herrlich stoisch durch diesen Unsinn wandelnder Ray Winstone in seiner Nebenrolle als abgeklärter Cop sich bei der Verbrecherjagd ans Ufer eines Flusses setzt, sich genüßlich eine Zigarette anzündet und Johnny sein Ding machen läßt. Wirkt wie ein guter Kommentar zu diesem Film.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.