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Ressources Humaines

Sozialkritik und Generationenstudie

Ein Kaff irgendwo in Nordfrankreich. Eine Fabrik, die als Arbeitsstätte für die Einwohner dient. Riesige Maschinen, monotones Rattern, jeden Tag aufs Neue. Die Hölle ist manchmal gleich nebenan.

Hierher kehrt Frank, erfolgreicher Pariser Student, zurück, um ein Praktikum in der Chefetage zu absolvieren. Voller Idealismus will er die Situation der Arbeiter verbessern, erscheint jedoch in edlem Zwirn als Fremdkörper und trägt ungewollt zu mehreren Entlassungen bei – darunter auch der seines Vaters, nach 30 Jahren im Beruf. Frank nimmt mit Hilfe einer engagierten Gewerkschafterin den Kampf auf, verliert dadurch selbst seinen Job. Die Mutter schimpft ihn egoistisch, für den Vater bricht eine Welt zusammen. Sein Sohn darf sich nicht die Zukunft verbauen, soll es doch mal besser haben und nicht wie er enden!

Regisseur Laurent Cantet erzählt mittels karger Bilder vom Arbeitskampf in einer anonymen Fabrik und von Menschen, die sich in ihrer Desillusioniertheit nicht vorstellen können, den vertrauten Platz im Leben zu verlassen, einen Ausbruch zu wagen. Authentizität atmet sein Film dabei durch die immer nah an den Figuren bleibende Kamera und Laiendarsteller. Doch das genügt ihm nicht: Er verbindet diesen Handlungsstrang mit einem sehr privaten Thema – dem Nachwuchs als Projektionsfläche der eigenen, unverwirklichten Träume.

Was in der Summe leicht ein aufgeblasenes Nichts aus pathetischem Betroffenheitsgesülze und weinerlichem Sozialkitsch hätte werden können, entpuppt sich zum Glück als nüchterne, schnörkellose Perle des ausklingenden Kinojahres. Bleibt zu hoffen, daß sie vor größerem Publikum funkeln darf. Ein Pflichtfilm für alle, die seitens der Eltern geäußerte Sätze wie "Du wirst auch mit 30 noch mein Kind sein!" als Drohung auffassen, ist RESSOURCES HUMAINES sowieso.

Originaltitel: RESSOURCES HUMAINES

F 2000, 100 min
Verleih: Neue Visionen

Genre: Drama

Darsteller: Jalil Lespert, Jean Claude Vallod

Regie: Laurent Cantet

Kinostart: 29.11.01

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...