Originaltitel: TALLADEGA NIGHTS: THE BALLAD OF RICKY BOBBY

USA 2006, 108 min
Verleih: Sony

Genre: Komödie, Klamotte

Darsteller: Will Ferrell, John C. Reilly, Sacha Baron Cohen, Gary Cole, Michael Clarke Duncan

Regie: Adam McKay

Kinostart: 12.10.06

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Ricky Bobby – König der Rennfahrer

... und Dieb wertvoller Lebenszeit

Die deutsche Formel 1-Fangemeinde hat vor kurzem ihren Helden verloren; bekanntlich gab Michael Schumacher sein Ausscheiden bekannt. Harte Zeiten für noch härtere Jungs, die sich mit Bier und Chips vor dem Fernseher zuschauend sportlich betätigen. Aber schon naht ein Silberstreif am Horizont, denn sie können bald ins Kino pilgern, um dort etwas zu erleben, das sich zumindest im Original als "Die Ballade von Ricky Bobby" anpreist.

Selbiger flutschte – wie witzig! – seiner schwangeren Mutter bei einem gewagten Bremsmanöver aus dem Bauch und war seither ein Geschwindigkeits-Junkie. Völlig logisch stieg er deshalb im Eiltempo vom Niemand zum gefeierten Rennsportprofi auf, signierte pralle Brüste, Babies und, weil das Skript dem Eintritt zahlenden Manne einiges bieten will, natürlich gleich ein paar weitere pralle Brüste. Höhöhö! Er nahm ein dauergeiles Blondchen zur Frau, mutierte zum arroganten Drecksack, brüskierte ständig seinen einzigen wahren Freund und legte sich mit Daddy an. Also alles okay. Allerdings nur, bis ein echter Herausforderer nach Rickys Krone griff – und zwar ein schwuler Franzose. Harharhar! Unschwer zu erkennen, was für eine dramatisch-lustige Ballade uns da erwartete, nicht wahr?!

Dies ist gleichzeitig aber auch ein fordernder Film, denn er wirft jede Menge Fragen auf. Zum Beispiel: Wie konnte man den Charaktermimen John C. Reilly zur Mitarbeit bewegen? Warum werden hier Dialoge meistens durch wüstes Geschrei ersetzt? Wer hat Will Ferrell die Erlaubnis erteilt, am Drehbuch mitzuwerkeln? Wurde der betreffende Unglückswurm dafür bestraft? Weshalb unterbrechen ständig Einblendungen des Protagonisten die wenigen einigermaßen interessanten Rennszenen und Stunts, bis ihnen jegliche Spannung abgeht? Waren 108 Minuten schon immer derart lang? Wo befindet sich in diesem Kinosaal der Ausgang?

Und: Gibt es irgendwo dort draußen tatsächlich (immer noch) Menschen, die a) Mister Ferrells nackte Kehrseite sehen oder ihn b) ernsthaft als Komiker bezeichnen möchten?! Wer diesbezüglich einen Drang zum Selbstbekenntnis spürt, vertraue sich bitte dem erwartungsvollen Autor an.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...