Originaltitel: ROCK THE KASBAH

USA 2015, 106 min
FSK 12
Verleih: Splendid/Tobis

Genre: Satire

Darsteller: Bill Murray, Bruce Willis, Kate Hudson

Regie: Barry Levinson

Kinostart: 24.03.16

1 Bewertung

Rock The Kasbah

Die Wüste singt!

Darf man es „Chuzpe“ nennen, wenn eine amerikanische Satire-Bombe in Afghanistan einschlägt, als sei das Land nicht schon geschlagen genug? Darf man sich delektieren an einem Fast-Musical von irgendwie kalifornischem Gemüt, das einen abgehalfterten US-Rock-Manager über Kabul abwirft, ganz ohne durchdachte Exit-Strategie? Darf man Bruce Willis bewaffnet in ein nicht zur Ruhe kommendes Krisengebiet schicken? Ist es schicklich, sich inmitten eines weltpolitischen Minenfeldes auf einen west-östlichen Divan zu fläzen? Und sind das Fragen, mit denen sich ein Regisseur wie Barry Levinson aufhält?

Aufgehalten wurde zumindest die Karriere seiner schillernden Hauptfigur. Richie Lanz widmet sich der Vermarktung musikalischer Talente – seit Jahrzehnten, manchmal mit blutenden Ohren und stets mit sparsamem Erfolg. Der soll sich nun endlich bei einer Afghanistan-Tournee einstellen, ein Zerstreuungsangebot für die US-amerikanischen Truppen. Kaum angekommen im 2-Sterne-Hotel in Kabul, macht sich allerdings Richies mitgereistes Stimmwunder vom Acker und nimmt Papiere sowie Geld gleich mit. Dies ist der Auftakt für eine vor Sprengstoff, heißen Bräuten, coolen Söldnern und aberwitzigen Verwicklungen nur so strotzende Odyssee durchs fremde Land, die Richie schließlich in die Wüste führt: zu einem paschtunischen Mädel mit Gold in der Kehle und Mumm in den Knochen.

Filme wie GOOD MORNING, VIETNAM und WAG THE DOG markieren die enorme humoristische Beinfreiheit, die sich Levinson auf dem Gebiet der etwas anderen Kriegsberichterstattung herausnimmt. Von süßlich bis scharf-bitter reichen die Geschmacksnuancen – und vermischen sich hier zu einem bisweilen clownesken Märchen um eine afghanische TV-Revolution: Ein Popstar wird geboren, aus Wüstensand und unverwüstlichem amerikanischen Unternehmergeist, begleitet von einem Bombtrack aus Gewehrsalven, Klischee-Querschlägern und Cat-Stevens-Klassikern.

Das ist so verrückt und albern, wie es klingt. Das ist Invasions-Rock’n’Roll mit satten emotionalen Harmonien. Und es hat ein markantes Gesicht, nämlich das von Bill Murray. Nicht auszudenken, was ohne diese leise, versehrte, am Scheitern geschulte Komödiantenseele aus Levinsons überdrehter Vision eines Kulturkampfes mit lauter Gewinnern geworden wäre. Er ist die eigentliche Pointe des Witzes und der beste Grund für ein Lachen ohne Reue.

[ Sylvia Görke ]