Originaltitel: ROSEMARI

Norwegen/DK/D 2016, 95 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm

Genre: Drama

Darsteller: Ruby Dagnall, Tuva Novotny, Laila Goody

Regie: Sara Johnsen

Kinostart: 25.05.17

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Rosemari

Das verlorene Mädchen

Jeder Mensch will wissen, wer seine Eltern sind. Gerade dann, wenn sie sich nach der Geburt aus dem Staub gemacht haben. Das Mädchen Rosemari kann sich daran zwar nicht erinnern, aber als sie Post von den Behörden bekommt, macht sie sich auf die Suche nach jener Frau, die sie damals in dem Hotel fand, in dem sie kurz nach ihrer Geburt zurückgelassen wurde.

Unn Tove, eine Journalistin, die für einen Lokalsender arbeitet, ist nur leider nicht wie erhofft die verschollene Mutter. Es war ihre eigene Hochzeit, auf der sie den frischgebackenen Ehemann mit dem Geliebten betrog und auf der Toilette ein blutverschmiertes Baby fand. Erst als 16 Jahre später ein Mädchen mit kurzgeschorenen Haaren vor ihr steht, scheint sie sich wieder an jenen Abend zu erinnern. Und auch, weil Unn Tove eine Story für das erlahmte Lokalfernsehen wittert, beschließen die beiden, gemeinsam das Rätsel jenes Abends im Hotel zu lösen.

Diese Geschichte um die Suche nach der eigenen Identität bettet die norwegische Regisseurin Sara Johnsen in eine eigenwillige Mischung aus schnulzigem Liebesfilm und seichtem Familiendrama. Überzeugend ist Ruby Dagnall als Rosemari, die glaubhaft das verlorene Mädchen spielt, mit linkischen Bewegungen und steter Unsicherheit im Blick. Sie weiß nicht, wo sie hingehört und versteht vor allem nicht, warum das so sein soll. Nur zufällig kam Dagnall zum Casting und wurde unter 200 Bewerberinnen ausgewählt. Regisseurin Sara Johnsen schrieb die Rolle extra für sie um.

Viel weniger glaubhaft aber ist Tuva Novotny als Unn Tove, die aus unerfindlichen Gründen den Mann heiratete, den sie gar nicht liebte. Und warum sie nicht schon früher nach dem Baby suchte, das ihr damals so ans Herz wuchs, bleibt auch unklar, genauso wie die verqueren familiären Verstrickungen, die Rosemari und Unn Tove aufdecken, als sie in der Vergangenheit rumstochern.

Die Regisseurin erzählt die Lebenslinien, die sie berühren, nicht konsequent zu Ende. Zu wenig tiefgründig kommt diese Geschichte um die Suche nach der eigenen Familie, eine mißglückte Kindheit und eine verkorkste Ehe daher. Am Ende löst sich alles in einem konstruierten Happy End auf. Unterhaltsam ist der Film trotzdem, was auch an Unn Toves Kollegin Hilde liegt, die mit altklugen und witzigen Lebensweisheiten nicht hinterm Berg hält, und an dem zurückhaltenden Mädchen Rosemari, das erst mal begreifen muß, daß die Entscheidungen, die Eltern treffen, oft nichts mit einem selbst zu tun haben.

[ Claudia Euen ]