Originaltitel: SAMMYS AVONTUREN: DE GEHEIME DOORGANG

Belgien 2010, 88 min
FSK 0
Verleih: Kinowelt

Genre: Computeranimation, Kinderfilm, Komödie

Stab:
Regie: Ben Stassen
Stimmen: Lena Meyer-Landrut, Matthias Schweighöfer, Axel St

Kinostart: 28.10.10

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Sammys Abenteuer

Bisweilen arg lehrreich, aber gut animiert

Das Leben, eine Viecherei. Kaum linst so eine Meeresschildkröte ins Licht der Welt, das eben noch lockend warm die Eierschale beschien, beginnt schon der darwinistische Auslesekampf. Es gilt, die Strecke vom halbwegs sicheren Erdloch bis zum Meer zurückzulegen. Die Gefahren dabei sind mannigfaltig. Das merkt Schildkrötenbaby Sammy ziemlich schnell. Beim hastigen Wackeln Richtung Wasser stellt Sammy sich nämlich wahrlich nicht sehr geschickt an. Aber man wächst an seinen Aufgaben, und als eine gefräßige Möwe Sammys süße Artgenossin Shelly vertilgen will, weiß der Kleine zu helfen. Panzer alleine reicht halt nicht, Hirn muß auch sein.

Da klackert sie schon von der Leinwand, die erste Lektion fürs Leben. Und es wird nicht die letzte sein. Denn um das mal abzuhaken: SAMMYS ABENTEUER ist furchtbar lehrreich, also ein pädagogisch rundum wasserdichtes Meeresabenteuer mit ökologischem Mahne-Finger. Aber das sollte man aushalten, weil dieser Film, der eine Art Bildungsroman als Wasserstraßen-Roadmovie kredenzt, wenn er vom Leben und Reifen, von der Lust am Unterwegssein, von der bedrohten Schönheit dieser Welt und der großen Liebe erzählt, einiges an Unterhaltsamem bietet.

Allem voran: tatsächlich einmal fabelhafte 3D-Effekte. Für die zeichnet ein Pionier des Verfahrens verantwortlich. Der Belgier Ben Stassen nämlich, der das dreidimensionale Kino schon gerne mal für so revolutionär hält wie den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm. Davon nun mag man halten, was man will – aber eines kann man Stassen nicht vorwerfen: daß er sein Handwerk nicht beherrscht. Allein schon für jenen Moment, in dem Sammy zwischen unzähligen leuchtend rot-rosa Quallen durch das Wasserdunkel zu schweben scheint, lohnt es sich hier, mal die Brille aufzusetzen. Das hat fast etwas Psychedelisches – um einen herum bis in scheinbar unendliche Weiten eine irrlichternde Schwerelosigkeit. Großartig. Daß sich wenig später auch mal eine monströse, häßliche Wasserschlange durch den Kinosaal schlängelt, offensichtlich mit dem Ziel, die Zuschauer in der letzten Reihe zu fressen, ist als Effekt zwar weniger lyrisch, aber ebenso wirkungsvoll.

Kurz: SAMMYS ABENTEUER ist einer der wenigen Filme in 3D, die den Aufpreis, den der Eintritt dafür kostet, wirklich wert sind. Und auch das sei noch erwähnt: Unser aller allerliebste Lena Meyer-Landrut leiht Schildkröte Shelly ihre Stimme. Und das, obwohl die gar nicht singt. Was auch allerliebst ist.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.