Originaltitel: SAW 3

USA 2006, 108 min
FSK 18
Verleih: Kinowelt

Genre: Horror, Killer

Darsteller: Tobin Bell, Shawnee Smith, Angus Macfadyen, Bahar Soomekh, Dina Meyer

Regie: Darren Lynn Bousman

Kinostart: 01.02.07

Noch keine Bewertung

Saw 3

Jigsaw dreht eine Ehrenrunde – dem Tode nah, aber verspielt wie nie

Vor nahezu auf den Tag genau einem Jahr flehte der Autor dieser Zeilen nach Sichtung der zwar gelungenen, aber eigentlich keine Fragen offen lassenden SAW 2-Metzgerei: "Bitte, keinen dritten Teil!" Falls besagter Wunsch tatsächlich über den großen Teich drang, wurde er geflissentlich überhört, was aus kommerzieller Sicht auch nahelag. Tatsächlich avancierte Jigsaws bislang letzter Feldzug zum größten Erfolg der Serie. Aber ist er auch qualitativ ein Hit?

In Sachen Plot scheint es zunächst nicht so, da er ohne echte Innovationen das bekannte Prinzip fortschreibt: Unser von Moral getriebener Serienkiller liegt bekanntlich im Sterben, hat aber einen letzten Trumpf im Ärmel. Deshalb entführt Gehilfin Amanda eine Ärztin, welche sofort getötet wird, wenn es ihr nicht gelingt, Jigsaw noch einige Zeit am Leben zu erhalten. Und zwar exakt so lange, bis der zweite Auserwählte, ein junger Familienvater namens Jeff, sein auf ihn zugeschnittenes Spiel zum erfolgreichen Ende gebracht hat. Aber das ist nicht alles, denn selbst auf dem Sterbebett verfolgt Jigsaw einen ganz anderen Plan ...

Bei oberflächlicher Betrachtung betreffen potentielle Steigerungen allein den Grad an visuellen Scheußlichkeiten. Zersplitterte Gliedmaßen, die durchaus explizite Schädelöffnung, verweste Schweinekadaver als Spielelement, eine detailfreudige HELLRAISER-Reminiszenz – an der Ekelschraube wurde kräftig gedreht. Auch das seltsam anmutende Bemühen, zu Beginn ohne rechten Grund einfach so viele Leichen wie nur möglich zu stapeln, scheint kaum dem bislang hohen Standard zu entsprechen.

Doch Leigh Whannell, Autor aller drei Teile, macht es sich erwartungsgemäß nicht so leicht, einen 08/15-Slasher auf die Leinwand zu werfen. Vielmehr entspinnt sich mit Jeffs Auftauchen ein für Genreverhältnisse geradezu höchst intelligentes, auf jeden Fall wieder mal extrem perfides Geflecht aus Schuld und Sühne, welches dem genialen Original nicht nur sehr nah kommt, sondern es teils noch übertrifft. Schwelende Fragen wie "Kann Rache Genugtuung schaffen?" oder "Ist Vergebung der richtige Weg?" öffnen den Kontext und heben auch dieses zweite Sequel aus dem gängigen Horrorbrei heraus. Weil das Unbehagen erneut eben nicht primär aus widerwärtigen Bildern entsteht, sondern dort piekt, wo es wirklich unangenehm wird. Am Selbst des Zuschauers nämlich, welcher sich bestenfalls mit seinem Verhalten in Extremsituationen auseinandersetzt. An Zynismus kaum zu übertreffende Dialogzeilen à la "Suffering? You Haven’t Seen Anything Yet!" sind da bloß Sahnehäubchen auf diesem vergifteten Kuchen.

Man könnte also resümieren, daß SAW 3 aus Handlungssicht zwar keine notwendige Steigerung bietet, als blutiger Bonus betrachtet allerdings nicht nur jede Menge sadistischen Spaß macht, sondern zudem das kreierte Sub-Genre (= Schlachteplatte mit Denkpotential) würdig vertritt. Dennoch bleibt zu hoffen, daß die Studiobosse zur Vernunft kommen und die bereits annoncierte nächste Fortsetzung in der Versenkung verschwinden lassen. Und sei es bloß aufgrund der drastischen Reduzierung des Stammpersonals. SAW 4 ohne den Psychopathen, welchem man mittlerweile in Haßliebe verbunden ist? Undenkbar!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...