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Scorpions – Forever And A Day

Der Wind, der Wind …

Der Wind der Veränderung. Ja, er mag pfeifen an allen Ecken der Welt. Auf das nichts bleibe, wie´s ist. Denn „ … der Wind der Veränderung bläst geradewegs / ins Gesicht der Zeit / wie ein Sturm, der die Freiheitsglocke für den Frieden der Gedanken läuten wird.“

Muß man das verstehen? Nö. Ist Poesie. Aus Hannover. Zu verdanken haben wir sie den Scorpions. Der größten deutschen Rockband der Welt. Und aller Zeiten. Und man muß auch deshalb begreifen, allen „Wir-hören-auf“-Versprechungen zum Trotz, daß der „Wind Of Change“ eines nie ändern wird: Scorpions-Frontmann Klaus Meine, der Kasper Mütze im Rock-Zirkus, wird diese Melodie pfeifen bis in alle Ewigkeit. Für immer und einen Tag. Mindestens.

Um zu Katja von Garnier zu kommen. Der gelang 1993 mit ABGESCHMINKT die deutsche Seltenheit einer leichten, charmanten Komödie. Leider war´s nur ein Ausrutscher. Was von Garnier seitdem vor allem liefert, ist mittelmäßigstes Mittelmaß. Ob in Amerika (BLOOD AND CHOCOLATE) oder in Deutschland, wo zuletzt ihre Mädchen- und Pferdemär OSTWIND über die Leinwand schnaubte. Vom Ostwind ging´s nun zum Wind der Veränderung. Der indes bezüglich Qualität bei Katja von Garnier ungefähr ebenso vergeblich pustet, wie bei den Scorpions. Und auch deshalb sieht von Garniers Film anläßlich des 50. Bandgeburtstages der Hannoveraner Jungs aus wie ein DVD-Bonus zum eigentlichen Film.

In SCORPIONS – FOREVER AND A DAY blubbern Sprechblasen (so von Manager Peter Amend oder Fan Wladimir Klitschko) in die Höhen der Sinnfreiheit, johlen Massen bei Konzertmitschnitten, gibt es amüsante Bilder aus alten Zeiten und irgendwann sogar eine Message. Die, daß unter Rocker-Lederjacken weiche Herzen pochen. Gut zu wissen.

Daß in diesem Merchandising-Filmchen letztlich so viel Rock drin ist, wie einst in von Garniers BANDITS, schieben wir den Scorpions jetzt mal nicht in die Schuhe, sondern empfehlen stattdessen allen, die Bock auf eine wirklich gute Musik-Doku haben, hier einfach noch mal das Nick-Cave-Porträt 20.000 DAYS ON EARTH. Echtes Kino, echte Musik, echte Poesie. Wobei, einen Satz wie den hier hat auch Meister Cave nie hingekriegt: „Laß’ deine Balalaika singen, was meine Gitarre sagen will.“ Was immer das wirklich heißen mag, weiß letztlich nur allein der Wind.

D 2015, 104 min
FSK 0
Verleih: Tempest Film

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Katja von Garnier

Kinostart: 26.03.15

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.