D 2013, 114 min
FSK 6
Verleih: Universum

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Dieter Hallervorden, Heike Makatsch, Frederick Lau, Annekathrin Bürger, Otto Mellies, Katrin Sass

Regie: Kilian Riedhof

Kinostart: 10.10.13

2 Bewertungen

Sein letztes Rennen

Von wegen Didi!

Dieter Hallervorden ist vornehm, fast ein wenig süffisant, wenn er sagt: „Alle, die mich auf ,Palim, Palim’ reduzieren, begehen vielleicht einen kleinen Irrtum.“ Die Zeiten sind passé, als man den heute 78jährigen allein mit Knautschgesicht, Nonstop Nonsens und Ulknudelei in Verbindung bringen mußte. Dazu ist das, was er im wahren Leben mit dem Wiederaufbau des Steglitzer Schloßparktheaters leistet, viel zu ernst. Auch im Film traut man Hallervorden wieder etwas zu. Schon in der Romanze DAS MÄDCHEN UND DER TOD spielte er vor zwei Jahren einen bösen Grafen und kehrte damit an seinen Karrierestart Anfang der 70er Jahre zurück. Jetzt schnürt das Urgestein gar die Turnschuhe für SEIN LETZTES RENNEN.

Paul Averhoff ist noch rüstig genug, aber Ehefrau Margot schwächelt. Tochter Birgit ist Stewardeß und mehr in eigenen Liebesdingen unterwegs, als daß sie für die Eltern Alltagsstütze sein könnte. Letzte Ausfahrt Altersheim, gemeinsam basteln, singen, beten. „Der Tod hier, da kann man schon Angst bekommen“, sagt Betreuerin Frau Müller zu Paul und meint ihn auch. Der kontert geschickt: „Sie müssen keine Angst haben!“ Seine spitze Art fällt zwischen „all den trüben Tassen“ aus der Rolle. Kastanienmännchen bauen? „Aus dem Alter bin ich raus!“ Natürlich fühlt er sich nicht wohl, nicht psychisch, gleich gar nicht physisch. Schließlich ist er Paul Averhoff, Olympiasieger im Marathon! Gut, ist schon ein wenig her mit dem Gold.

Es kommt natürlich, wie es im Unterhaltungskino kommen muß: Paul beginnt zu trainieren, tritt erst gegen den Pfleger an, dann gegen sich selbst. Das große Ziel ist der Berlin-Marathon. Er wird belächelt und verlacht, unterstützt und getrieben. Ein sturer Esel eben, doch auf herzgrapschende Weise liebevoll.

Hallervorden macht das gut. Allein mit seinen Augen bricht er immer wieder seine Figur wie auch grobe Vorhersehbarkeiten auf und beherrscht auf leise Art einen Film, der selbstredend für die neu entdeckte Ü60-Kinogeneration gemacht ist, aber auch die Jüngeren nicht gähnen läßt. Regisseur Kilian Riedhof, der wesentlich am Drehbuch mitgeschrieben hat, verzichtet viel erfolgreicher auf Lapidarien als im Vorjahr noch Bernd Böhlich beim thematisch nicht so weit entfernten BIS ZUM HORIZONT, DANN LINKS! Dort wie hier punktete vor allem das Ensemble, hier aber hat es mehr zu spielen. Und wirklich köstliche gemeinsame Minuten.

[ Andreas Körner ]