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Señora Teresas Aufbruch in ein neues Leben

Ach Paulina!

Vielleicht kann sich der eine oder die andere noch an die umwerfende Gloria aus Sebastian Lelios gleichnamigem Film aus dem Jahr 2013 erinnern. Paulina Garcia spielte damals eine etwa 50jährige Frau mit riesiger Hornbrille, die sich vom Leben und den Männern nicht unterkriegen ließ und schon einmal verkatert am Strand aufwachte. In ihrem aktuellen Film, den der deutsche Verleih so betulich wie umständlich betitelt, verkörpert die chilenische Darstellerin nun quasi die Antithese zu ihrer Erfolgsrolle, für die sie damals den Silbernen Bären einheimste. 

Ihre Señora Teresa ist ein blasses Hausmütterchen, das sich jahrzehntelang um Haushalt und Kinder einer begüterten Familie in Buenos Aires gekümmert hat. Ihr eigenes Leben verkümmerte darüber. Als das Haus verkauft wird, findet man für die Haushälterin eine Anstellung bei entfernten Familienmitgliedern am anderen Ende des riesigen Landes. Wenig enthusiastisch besteigt Teresa einen Überlandbus. Bei einem Zwischenstop in einem Wüstenkaff verliert sie die Tasche mit all ihren Habseligkeiten. Der leicht zwielichtige, doch sympathische fahrende Händler „El Gringo“ hilft ihr bei der Suche nach dem verlorenen Gepäckstück. Wie es der Titel schon verrät, erwacht die Heldin darüber zu einem neuen Selbstbewußtsein. 

Man sieht dem Debüt von Cecilia Atán und Valeria Pivato die guten Intentionen jeder Einstellung an. Doch schleicht ihr Film dahin und zieht sich trotz der kurzen Laufzeit erheblich in die Länge. Selbstfindungen in der Wüste wurden schon spannender auf die Leinwand gebannt. Das liegt vor allem an der blaß bleibenden Hauptfigur, für die man sich in all ihrer Graumäusigkeit einfach nicht recht erwärmen mag. Claudio Rissi spielt sie als hemdsärmeliger „El Gringo“ geradezu an die Wand. 

In seinen besten Momenten ist der Film eine schön fotografierte Liebeserklärung an die Menschen im Westen Argentiniens. Eine seltsame Volksheilige, die „Difunta Correa“, wird dort verehrt. Auch „El Gringo“ praktiziert diesen Glauben, ist sie doch die Schutzheilige der Reisenden. Der Legende nach verdurstete die junge Frau vor langer Zeit in der Wüste, als sie zusammen mit ihrem Säugling nach ihrem Mann suchte. Das Kind überlebte an der Brust der Mutter. Doch trotz der pittoresken Bilder und Protagonisten lautet das Prädikat am Ende nur „ganz nett.“ Gloria wäre das definitiv zu wenig gewesen.

Originaltitel: LA NOVIA DEL DESIERTO

Argentinien/Chile 2017, 78 min
FSK 0
Verleih: Arsenal

Genre: Drama, Poesie

Darsteller: Paulina Garcia, Claudio Rissi

Regie: Cecilia Atán, Valeria Pivato

Kinostart: 30.11.17

[ Dörthe Gromes ]