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Solas

Nüchternes und sensibles Großstadtdrama

Maria lebt allein in einem winzigen, kargen Appartment in Sevilla. Der Erzeuger ihres ungeborenen Kindes tut das Malheur mit Schulterzucken und dem Angebot ab, die Abtreibung zu finanzieren. Ihr Job als Putzfrau sichert die Miete, der Alkohol rettet die einsamen Stunden. Als sie ihre Mutter, die den Vater bei seinem Krankenhausaufenthalt in Sevilla begleitet, vorübergehend bei sich aufnimmt, scheint ihr trostloser Alltag zu kollabieren. Maria wird sich der traurigen Tatsache bewußt, daß sie in ihrem Leben nichts besser gemacht hat, als diese alte, von ihr mit so viel mitleidiger Verachtung betrachtete Frau.

In der präzisen Schilderung des von Unsicherheit, stillen Vorwürfen und Unverständnis geprägten Wiedersehens der beiden Frauen zeigt Spielfilmdebütant Zambrano, wie wenig man braucht, um viel zu sagen, wie leise man sprechen kann, um gut verstanden zu werden.

Maria wechselt schweigend den Bettbezug, während die Mutter sich still im Zimmer umsieht. Eisige Höflichkeiten ersetzen eine herzliche Umarmung. Schmale Gesten, von einer ruhigen Kamera beobachtet, sprechen von Jahren der Entfremdung und verschwiegenen Verletzungen. Das genaue Beobachten prägt den Rhythmus des Films. Erlaubt ist, so lange zu schauen, wie man eben braucht, um alles zu erkennen, jede Stimmung zu erfühlen. Ebenso einfach, ebenso präzise sind die Dialoge. Ein paar kurze Sätze genügen, um zu erzählen, daß Marias Vater sie und die Mutter geschlagen hat, daß sie der alten Frau vorwirft, dennoch geblieben zu sein.

Gekonnt umschifft der Regisseur auch die Klippen des Gefühlskitschs, wenn er Mutter und Tochter schließlich die Freundschaft zu einem alten, einsamen Mann in Marias Nachbarschaft gönnt. Dieser Nachbar mit all seiner lächerlich-närrischen Anhänglichkeit, seinem Unvermögen in Haushaltsdingen bleibt wahrhaftig genug, damit man ihm das übergroße, übervolle Herz glaubt.

Originaltitel: SOLAS

Spanien 1998, 101 min
Verleih: Pegasos

Genre: Drama

Darsteller: Ana Fernandez, Maria Galiana, Carlos Alvarez-Novoa

Stab:
Regie: Benito Zambrano
Drehbuch: Benito Zambrano

Kinostart: 31.05.01

[ Sylvia Görke ]