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Sommerhundesöhne

Vom Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Die Grenzen des Landes sind nun dem deutschen Kino einmal mehr zu eng geworden. In Hof unlängst uraufgeführt und gefeiert dürften die SOMMERHUNDESÖHNE, ein Roadmovie, welches die Helden über Frankreich und Spanien bis nach Tanger schickt, nun bundesweit wohlwollende Zuschauer haben.

In seinem Debütfilm verbindet Regisseur Cyril Tuschi Märchenhaftes mit Komischem und läßt dabei einen tieferen Ernst erahnen. Der Zufall bringt hier zwei junge Männer zusammen, die nicht unterschiedlicher sein können. Frank ist ein trauriger Träumer, der wie ein infantiles Muttersöhnchen wirkt und sich durchs Leben treiben läßt. Marc dagegen ist impulsiv und egozentrisch, läßt den Macho heraushängen, wirkt aber auch nervös und gehetzt. Offensichtlich ist er auf der Flucht. Als Frank mit dem Wohnmobil seines Onkels gegen Marcs Motorrad fährt und es beschädigt, lädt dieser die Maschine kurzer Hand ein, klaut den Wagen und kidnappt Frank, der noch darin sitzt. Die Reise beginnt ...

Fabian Busch und Stipe Erceg mimen das ungleiche Paar im Mikrokosmos Wohnmobil mit großer Lust am Spiel. Spaß macht es, den beiden Protagonisten hier zuzusehen. Frank läßt sich anfangs noch zögerlich, dann neugierig auf die Reise und den Unbekannten ein, und auch Marc beginnt nach und nach, seinen Gefährten wirklich wahrzunehmen. Die Charakterzeichnung, die hier genau und sensibel ist, wird schwächer dort, wo der Film weiter ausholt. Als das rätselhafte Mädchen Illvy auftaucht, verliebt sich Frank zum ersten Mal. Illvy aber bringt auch Pauli noch mit an Bord, einen Jungen, der das Treibgut der Zivilisation aufsammelt und neu für sich sortiert.

Hier, bei der Reise des komischen Quartetts, wird der Film unerwartet ungenau und will plötzlich zuviel erzählen. So wird in einer Szene im Hintergrund - von den Protagonisten unbemerkt - ein terroristischer Anschlag verübt. In einer anderen sehen sich die beiden Helden nächtens mit dem "Sieg Heil!" eines Betrunkenen konfrontiert. Vielleicht will der Film auch das Porträt einer Generation sein, die nicht weiß, wohin sie ihren Blick richten soll. Es bleibt aber der Eindruck, daß Tuschi hier seinem Debüt einen bedeutungsschweren Pep verpassen wollte. Der Film als Initiationsreise der beiden Hauptfiguren hätte auf diesen verzichten können.

D 2004, 96 min
Verleih: Zauberland

Genre: Roadmovie, Komödie

Darsteller: Fabian Busch, Stipe Erceg, Lilja Löffler

Regie: Cyril Tuschi

Kinostart: 08.09.05

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.