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Swansong

Auf der Suche

Occi Occi Occi. Als würde er uns zur Erzählung seines Lebens in die Kinovorstellung hereinrufen wollen, so fegt Austin Byrne auf seinem Fahrrad durch die Straßen einer irischen Kleinstadt und läutet, nach einer kurzen Rückblende in seine Kindheit, diesen wunderbaren Film ein. Occi, so sein Spitzname, hat es nicht leicht im Leben. Was vor allem daran liegt, daß er in dieser erzkonservativen Gesellschaft der 70er Jahre ohne Vater aufwächst. Seine Mutter, die trotz Alkohol und übler Nachrede in der Stadt sein Leben lang eine strahlende Königin für sein wird, kann ihm da auch nicht helfen.

Eine einfache und bekannte Geschichte, die der Regisseur Conor McDermottroe in seinem Spielfilmdebüt noch einmal ganz neu und sehr einfühlsam erzählt. Auf der Grundlage seines eigenen Theaterstücks hat er einen Film geschaffen, der so vielfältig, so leicht und rührend, brutal und witzig ist, daß man keine Minute einen Gedanken daran verschwendet, daß man gerade im Kino sitzt. Sein Drehbuch meistert den Spagat zwischen Glaubwürdigkeit und Spannung exzellent, schafft immer wieder überraschende Wendungen und magische Momente.

Von seinen Schulkameraden in eine Tonne gesteckt und die Klippe runtergerollt, erleidet Occi ein Trauma, das ihn als jungen Mann schließlich in der Irrenanstalt landen läßt. Hier trifft er auf die bezaubernde, aber depressive Mary. Gerade als sich die Liebesgeschichte zwischen den beiden entwickeln soll, schlägt das Leben wieder brutal zurück. Je näher Occi dem Glück zu kommen scheint, desto härter ist der Zusammenprall mit dem Schicksal. Man muß einfach mitfühlen mit diesem durch und durch herzensguten Typen, der immer wieder aufsteht und kämpft und dabei nie den Glauben an das Gute verliert.

Und dieses Gute, sei es die Liebe oder die Hoffnung oder das Leben selbst, es findet sich in einem fast magischen Licht des auf 16mm gedrehten Films in fast jeder Szene wieder. Man mag beinahe glauben, der Regisseur hat es seiner Hauptfigur an die Seite gestellt, um zu sagen: Egal, was dir zustößt, das ist immer da. Es ist das goldgelbe Licht eines ausklingenden Sommernachmittags. Manchmal trägt es auch die Schrecken der nahenden Nacht in sich, eine Vorahnung oder Erinnerung an die Geister, die Occi verfolgen. Aber er wird einen Weg finden, sie hinter sich zu lassen. Und auch das ist, wie der ganze Film, so unaufgeregt, aber berührend inszeniert.

Originaltitel: SWANSONG: STORY OF OCCI BYRNE

Irland/D 2009, 87 min
FSK 16
Verleih: Missing Films

Genre: Drama

Darsteller: Martin McCann, Jodie Whittaker, Marcella Plunkett

Regie: Conor McDermottroe

Kinostart: 20.09.12

[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...