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Tage des Zorns

Ein recht oberflächlicher Partisanenthriller

Diese deutsch-dänische Koproduktion erzählt die wahre Geschichte zweier dänischer Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Besatzungsmacht. In Dänemark lockte der historische Stoff in den ersten Wochen mehr als 500000 Besucher ins Kino und wurde so in unserem nördlichen Nachbarland zu einem der erfolgreichsten Filme der letzten Jahre. Das liegt - boshaft gesagt - sicher nicht zuletzt daran, daß hier ein nationaler Mythos ohne Wenn und Aber auf Hochglanz poliert wird. Jedes dänische Schulkind kennt die Geschichte der Partisanenkämpfer Flamme und Citron, die zwischen 1943 und 1944 reihenweise Kollaborateure (manchmal aber auch aus Versehen unbeteiligte Bürger) liquidierten, bis sie schließlich von der Gestapo ermordet wurden.

Regisseur Ole Christian Madsen, der bei uns mit dem einfühlsamen Dogma-Drama KIRA bekannt wurde, hat aus dieser Geschichte nun einen Historien-Thriller mit Action-Elementen gemacht, der sich im Stile eines Film Noir vor allem auf die Darstellung der vielfältigen Verstrickungen der Widerstandskämpfer in den kriegsbedingt undurchsichtigen politischen Strukturen konzentriert. Im Vordergrund steht immer die Frage, ob man es mit einem Verräter, einem Doppelagenten oder schlicht "einem von uns" zu tun hat. Der Haß auf die deutschen Besatzer und die ständige Angst vor der eigenen Enttarnung, so suggeriert es der Film zumindest, lassen bei Flamme und Citron letztlich alle moralischen Bedenken angesichts ihres mörderisches Handwerks in den Hintergrund treten, selbst dann noch, als sich die "Fehlgriffe" auf Unschuldige häufen und den beiden klar wird, daß sie nichts als Spielbälle in einem viel größeren Spiel sind.

Mehr als zwei Stunden braucht Ole Christian Madsen, um seine prominent, aber unglaublich vorhersehbar besetzte (die beiden deutschen Schauspieler Hanns Zischler und Christian Berkel verkörpern die Nazis, die Dänen geben den Rest) Geschichte zu erzählen. Leider liegt das nicht an der komplexen Darstellung dieses durchaus interessanten Themas, sondern vor allem an der ausufernden, chronologischen Erzählweise, die kein noch so unbedeutendes historisches Detail auslassen will. Weniger Opulenz und mehr Konzentration auf die wesentlichen Personen und ihre inneren Konflikte wären hier mehr gewesen.

Originaltitel: FLAMMEN OG CITRONEN

DK/D 2008, 136 min
Verleih: NFP

Genre: Drama, Historie, Thriller

Darsteller: Thure Lindhardt, Mads Mikkelsen, Stine Stengade, Christian Berkel, Hanns Zischler, Peter Mygind

Regie: Ole Christian Madsen

Kinostart: 09.10.08

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.