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Tears Of The Black Tiger

Verspäteter Thai-Pop-Art-Western

Der Italo-Western findet sich hier gekoppelt mit Zitaten aus dem thailändischen Actionkino der 50er Jahre vor pinker Palmen- und Lotusblumenkulisse wieder, eine seltsame Mischung aus theatralischer Liebesgeschichte und Kunstblutepos in Comicmanier. Dazu erklingen musikalisch ein Motiv aus FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR als Synthesizer-Version, herzbrecherische thailändische Schlager, wiederum der 50er Jahre, und noch mehr Synthesizer. Der Film schlägt das Lied des einsamen Helden an, das Lied der unerfüllbaren Liebe und das der blutigen Rache. Kitsch oder Kult? Schwer zu sagen, zumal Regisseur Wisit Sasanatieng den Zuschauer im Unklaren darüber läßt, was davon er nun eigentlich ernst meint.

Die Handlung ist jedenfalls nicht das Tragende. Dum, ein sensibler Revolverheld, besser bekannt als "Black Tiger", ist seit dem brutalen Mord an seinen Eltern im Auftrag einer Verbrecherbande unterwegs. Rumpoly ist die Tochter des gegnerischen Gouverneurs und Dums unerfüllte, da Stände übergreifende Jugendliebe. Und dann gibt es noch Dums Blutsbruder, den Revolver-Macho Machenian, der heimlich sein größer Feind ist, und einen ehrgeizigen Polizei-offizier, der die unglückliche Rumpoly heiraten soll. In Rückblicken wird die dramatische Liebesgeschichte aufgearbeitet, während alles auf einen Showdown auf der Hochzeit hinausläuft. Und immer hat Dum seine Mundharmonika dabei.

Dieses Zitatenkino bietet wenig Anknüpfungspunkte. Figuren und Konflikte sind zu unecht, um zu fesseln. Selbst dort, wo überdeutliche ironische Distanz herrscht, fehlt es oft an Witz. Interessant ist der Film hauptsächlich in ästhetischer Hinsicht. In den schönsten Momenten erinnern die posierenden Revolverhelden an Andy Warhols Porträt von Elvis Presley. Ein Duell findet im goldenen Weizenfeld vor einem mit expressionistischem Pinsel aufgetragenen Himmel statt.

Immer wieder bringen sich die Kulissen in Erinnerung. Gefolgt von Postkarten-Bildern in Technicolor. So viel bunte Verpackung, um eine Träne-im-Knopfloch-Liebesgeschichte zu erzählen! Denn die zumindest meint er doch ernst.

Originaltitel: FAH TALAJ JONE

Thailand 2000, 100 min
Verleih: REM

Genre: Schräg, Liebe, Western

Darsteller: Chatchai Ngamram, Stella Malucchi, Suppahorn Kitsuwan

Regie: Wisit Sasanatieng

Kinostart: 26.01.06

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...