Originaltitel: THE CABIN IN THE WOODS

USA 2010, 95 min
FSK 16
Verleih: Universum

Genre: Horror, Komödie, Persiflage

Darsteller: Chris Hemsworth, Kristen Connolly, Fran Kranz, Anna Hutchison, Jesse Williams

Regie: Drew Goddard

Kinostart: 06.09.12

4 Bewertungen

The Cabin In The Woods

Von 0 auf Kult in 95 Minuten

Zunächst sieht alles nach Klischees Galore aus: Fünf College-Freunde haben am Wochenende nichts Besseres zu tun, als sich im Wald zu vergnügen. Logisch. Und auch die personelle Zusammenstellung sorgt für genervte Schnappatmung – natürlich sichten wir da Leute, welche sich im normalen Leben nie füreinander interessieren würden. Genauer den athletischen Schönling, einen Nerd und den Intellektuellen, weiblich ergänzt vom attraktiven Bücherwurm (Final-Girl-Alarm – oder doch nicht?), und völlig klar fehlt die frisch gefärbte Blondine ebenso wenig wie ein zwielichtiger, warnender Tankwart, dessen Orakelei jedoch keinen juckt. Also ab in die einsame Hütte, wo das Grauen lauert!

Aus jener totgesehenen Prämisse erblüht letztlich allerdings ein Genre-Meisterwerk. Ganz ehrlich! Weil THE CABIN IN THE WOODS – und da sehen Fans durchaus Parallelen zu SCREAM – besagte Standards nur auffährt, um ihnen voller Lust am perfiden Spiel und dunkelschwarzhumorig getränkt das Genick zu verdrehen. Daher soll an dieser Stelle inhaltlich entschlossenes Schweigen herrschen; als einziger Hinweis diene die Information, daß wie nebenbei im fernen Japan eine Gruppe eben noch panischer Schulmädchen einen bösen Geist zum glücklichen Frosch umfunktioniert ...

Nur ein einziger von unzähligen „Was zum ...“-Momenten, die sowohl qualitativ als auch quantitativ locker für ein Dutzend Filme reichen würden, stetige Steigerung inbegriffen. Irgendwann muß man tatsächlich die Kinnlade erst mal wieder in Form rücken, weil solcher Ideenreichtum fast schon überfordert. Großes Lob ebenfalls an Komponist David Julyan, dessen grenzmelancholische Musikuntermalung einen herrlich atmosphärischen Gegensatz zum schrägen Treiben bildet.

Daß aber immer noch mehr geht, beweist das letzte Drittel: Da pfeift die effekttechnisch bislang relativ dezente Horrorkomödie auf jede Contenance, das Blut suppt in rauhesten Mengen, Gliedmaßen wirbeln umher, schlimmste Alptraumgestalten bitten zur Zerfleischungsparty. Und plötzlich poppt entspannt ein altgedienter Star auf, zeigt seinen Jungspundkollegen mit vollem Körpereinsatz, wo darstellerisch der Hammer hängt, und liefert sahnehäubchentechnisch einen so trockenen Oneliner ab, daß es quasi aus der Soundanlage staubt. Wirklich allerspätestens jetzt kann man mit diamantenem Glitzern im glückstränenfeuchten Auge bloß noch wispern: aus dem Stand Kult!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...