Originaltitel: THE GOOD GERMAN

USA 2006, 105 min
Verleih: Warner

Genre: Drama, Historie

Darsteller: George Clooney, Cate Blanchett, Tobey Maguire, Beau Bridges, Leland Orser, Christian Oliver

Regie: Steven Soderbergh

Kinostart: 01.03.07

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The Good German

Spiel’s noch einmal, Steven

Berlin kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, eine Trümmerstadt. Dem Kriegsgrauen folgt das triste Grau der Nachkriegsjahre, eingefangen in der düsteren Zeit Rechnung tragendem Schwarz-Weiß. Steven Soderbergh hat für seinen neuen Film eine besondere Gestaltung gewählt. Gedreht mit Kameratechnik aus den Vierzigern, soll hier nicht nur inhaltlich historisiert werden. Ähnlich GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK, dem letzten Film seines Hauptdarstellers George Clooney, wird vom Licht über Schauspielstil bis hin zur Musik die Ästhetik der Ära kopiert, in der die Geschichte angesiedelt ist. Was auch immer man von diesem Ansatz halten mag, das Formexperiment erzeugt in jedem Fall eine einzigartige atmosphärische Stimmigkeit.

Der Kriegskorrespondent Jake Geismer kehrt in die besetzte deutsche Hauptstadt zurück, in der er bereits vor dem Krieg als Journalist tätig war. Als Fahrer wird ihm der zwielichtige Corporal Tully zugewiesen. Wie sich herausstellt, ist die Freundin des jungenhaften Chauffeurs Geismers einstige Geliebte Lena. Kurz nachdem Geismer und Tully wegen Lena aneinander geraten, wird Tully erschossen aufgefunden. Geismer forscht nach. Da der Tote in krumme Geschäfte auf beiden Besatzungsseiten verwickelt war, gestalten sich Geismers Untersuchungen äußerst schwierig. Auch Lena erweist sich als verschloßen. Über die Machenschaften Tullys hinaus hat sie allerdings weit Erschütternderes zu verbergen É

Neben den ihre Rollen gewohnt charismatisch ausfüllenden Darstellern Clooney und Blanchett, brilliert vor allem Maguire als skrupelloser All-American-Boy. Seine Auftritte als Tully betonen am besten den interessanten Clash von altmodischer Ästhetik und heutigen Standards von Gewalt- und Sex-Darstellung. Es ist aber nicht nur die Spannung zwischen diesen Kontrasten, die fesselt. Durch die konsequent durchgehaltene Ambivalenz der Figuren hält sich die Neugier auf des Rätsels Lösung bis zur letzten Szene.

In dieser, um seine Dekonstruktion der "Good Old Times" perfekt zu machen, zitiert dann Steven Soderbergh zwar etwas zu derb den vermeintlich "besten Film aller Zeiten", aber man geht dennoch nicht mit dem Gefühl aus dem Saal, einen alten Schinken serviert bekommen zu haben.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...