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The House Is Burning

Die große Depression

Am Anfang steht der Mord. Oder, richtiger formuliert, eine Vorhersage desselben, denn Teenager Steve möchte seinen verhaßten Vater töten. Derweil hetzt die gleichaltrige Terry mit viel zu hoffnungslosem Blick durchs Leben und würde für einen Job wirklich alles tun, während ihr kleinkrimineller Bekannter Phil Geld für den großen Deal auftreiben muß. Vorher nimmt er sich allerdings Zeit für Sex mit Valerie, deren Freund Mike am nächsten Tag zur Armee gehen wird und dennoch auf ein Fortbestehen der Beziehung hofft. Seine Abschiedsparty bringt das psychische Pulverfaß, auf dem alle sitzen, schließlich zur endgültigen und unumkehrbaren Detonation.

Obwohl diese Chronik eines angekündigten Todes nur 24 Stunden umfaßt, ufert sie in der Verknüpfung menschlicher Schicksale erwartungsgemäß aus – Verdichtung und Problemkonzentration fungieren als Stilmittel der Erzählung. Das rangiert zwar fernab aller Innovation, zumal man als Kenner der Filme Larry Clarks thematisch ebenfalls manche Parallele entdeckt, dies ist allerdings auch nicht negativ. Erwähnt sei an dieser Stelle außerdem die Jungdarsteller-Riege, welche sich offensichtlich um authentisches Spiel bemüht und dabei tatsächlich Teilerfolge verzeichnet. Nur leider nutzt solcher Einsatz nicht viel, wenn man gegen ein fragwürdiges Drehbuch ankämpfen muß.

Ja, unsere Welt mag (nicht nur) für Amerikas Jugend ein bisweilen kalter, illusionstötender, lebensunwerter Ort sein. Aber sagt es letztlich irgendetwas aus, dieses Gefühl geschlagene 97 Minuten lang mit zunehmender Penetranz zu transportieren? Jeden Anflug von zwischenmenschlicher Nähe als Lüge und Naivität zu entlarven? Über jedem Gespräch den Duft von Dope schweben zu lassen? Jede Mutter zum verhärmten, überforderten, unglücklichen Häufchen Elend zu stilisieren? Ganz einfach zwischen den Zeilen unablässig "Laßt alle Hoffnung fahren!" zu kreischen?

Wen das anspricht, der sei herzlich als Mitglied der Zielgruppe willkommen geheißen. Und vielleicht kann er ja auch dem Ende etwas abgewinnen, aus dem zwar überraschenderweise ein winziger Lichtstrahl scheint – allerdings wiederum nur in Form von moralischem Keulenschlag und Läuterung.

D 2006, 97 min
Verleih: Reverse Angle

Genre: Drama, Erwachsenwerden

Darsteller: Joe Petrilla, Harley Adamas, Melissa Leo, Nicole Vicius, Robin Taylo

Regie: Joe Petrilla, Harley Adamas, Melissa Leo, Nicole Vicius, Robin Taylo

Kinostart: 16.11.06

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...