Originaltitel: THE LIMEHOUSE GOLEM

GB 2016, 109 min
FSK 16
Verleih: Concorde

Genre: Psycho, Horror, Thriller

Darsteller: Bill Nighy, Olivia Cooke, Douglas Booth, Eddie Marsan, Sam Reid

Regie: Juan Carlos Medina

Kinostart: 31.08.17

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The Limehouse Golem

Atmosphärehammer mit Inhaltsschwäche

Was lange währt, wird endlich gut? Man konnte es nur hoffen, schaute man sich die Odyssee dieses Films an, der mal von Neil Jordan, dann von Terry Gilliam inszeniert werden sollte, jahrelange Drehbucharbeiten auf dem Buckel trägt. Am Ende entstand nun endlich etwas, dem man die chaotische Entstehungsgeschichte anzumerken glaubt.

Oder liegt’s an Regisseur Juan Carlos Medina, der hier nach seinem weitgehend unbekannten, obwohl starken Debüt PAINLESS erst zum zweiten Mal einen Langfilm dirigiert und sich manchmal deutlich uninspiriert zeigt? Ein Beispiel: Klar, London ist kein lichtdurchfluteter Ort gleißender Verheißung, zu Zeiten Jack The Rippers war es das doppelt nicht, aber unablässiges Halbdunkel fördert irgendwann kaum mehr die düstere Stimmung, sondern strengt an und schmälert das Interesse an einer Geschichte, welche per se schon genug Finsternis im Herzen trägt. 1880 sucht nämlich (vorgeblich) der Golem das heruntergekommene Viertel Limehouse heim, schlachtet bestialisch einander unverbundene Opfer. Parallel dazu steht Bühnendarstellerin Elizabeth unter Verdacht, den Gatten vergiftet zu haben. Inspektor John Kildare übernimmt beide Fälle – und entdeckt heiße Spuren. Hat sich etwa Karl Marx mörderisch betätigt?

Alles das inszeniert Medina konsequent im Geist der Zeit; sogar die theatralisch dargebotenen Morde mit ihrem teilweise recht überzogen suppenden Blutzoll mögen als Reminiszenz ans Grand Guignol flammen, dazu gesellen sich neben im Original unbedingt hörenswertem Akzentgewirr wundervolle Kostüme, Ausstattung, Settings. Da tränt das Auge vor lauter Glück – wohingegen der Geist wegen Unterforderung weint. Dafür zuständig in erster Front Skriptautorin Jane Goldman, aus deren Feder neben Genialitäten à la KICK-ASS zum Beispiel auch der Horror-Rohrkrepierer DIE FRAU IN SCHWARZ stammte. Goldman versteht die Mechanismen des Genres einfach nicht, sie walzt Szenen endlos lang, bis aus ihnen jede Wirkung verpufft, will außerdem immer wieder auf Zwang Hintergründigkeit reinpressen.

Es hilft nur nirgends weiter, plump auf Kildares Neigung zu Männern anzuspielen, überhaupt sexuelle Subtexte endlos wiederzukäuen, bis sie der Dümmste verstand. Und unglaublich stolz auf ein bloß vermeintlich überraschendes Ende zu sein, dessen Vorhersehbarkeit zumindest partiell auf Überheblichkeit in Form selbstgefälliger Hinweise fußt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...