Originaltitel: THE MOTHMAN PROPHECIES

USA 2001, 119 min
Verleih: Concorde

Genre: Mystery, Thriller

Darsteller: Richard Gere, Laura Linney, Will Patton

Regie: Mark Pellington

Kinostart: 25.04.02

Noch keine Bewertung

The Mothman Prophecies

Oh flatterhafte Psyche - ein Tatsachenbericht

Den Deutschen ihr Erich von Däniken, den Amerikanern ihr John A. Keel, möchte man sagen, denn was hier unter dem Label "nach einer wahren Geschichte" firmiert, ist zunächst einmal so wahr und verbürgt, wie es Phänomene der Parapsychologie nun einmal sind. Mark Pellington versucht sich nun an einer Thriller-Bearbeitung der Aufzeichnungen Keels über die unerklärlichen Ereignisse im Städtchen Point Pleasant.

John Klein, erfolgreicher Reporter der Washington Post, muß beruflich nach Richmond. Eine Autopanne zwingt ihn, zu halten. Der Mann, den er um Hilfe bittet, beschwert sich über die wiederholte Belästigung, obwohl er Klein vorher nie begegnet sein kann. Armer Irrer! Die Situation wird bedrohlich, und die Polizistin Connie Parker soll schlichten. Von ihr muß Klein erfahren, daß er sich mehrere hundert Meilen von seiner Reiserute entfernt hat, ohne es zu merken. Hier in Point Pleasant wird er mit seltsamen Dingen konfrontiert: Menschen berichten von einer großen, geflügelten Gestalt, von rätselhaften, fiependen Telefonanrufen unbekannter Herkunft und geflüsterten Vorhersagen. Arme Irre! Einer dunklen Ahnung folgend, hört sich Klein ihre Geschichten an, betrachtet Zeichnungen. Verblüffend ähneln sie denen seiner Frau, die sie nach dem mysteriösen Autounfall vor zwei Jahren anfertigte, kurz bevor sie starb.

Pellington blickt durch die Augen des professionellen Pragmatikers, der weit davon entfernt ist, an die Existenz einer riesigen Motte mit Seherqualitäten zu glauben. Wunderbar schizophren, darum gut und spannend. So wie der Journalist soll auch das Publikum zweifeln, forschen und vor allem erschrecken. Mit einem düster-kreischenden Insekten-Flatter-Soundteppich gelingt letzteres über weite Strecken auch. Aber das Mysterium muß aus den Köpfen und Ohren auf die Leinwand, und Pellington ist gezwungen, seinen subtilen Grusel mit handfesteren Umrissen und glühenden, roten Augen zu illustrieren, so daß selbst der tapfere Richard Gere die Erklärungen doch wieder in der Psyche sucht.

[ Sylvia Görke ]