Originaltitel: THE NAMESAKE

USA 2006, 122 min
Verleih: Fox

Genre: Drama

Darsteller: Kal Penn, Tabu, Irrfan Khan

Regie: Mira Nair

Kinostart: 07.06.07

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The Namesake

Die fremde Heimat

Gogol Ganguli, was für ein Name. Was hat seine Eltern nur geritten? Sie kamen in die USA, bevor er geboren wurde, sie hätten ihm also auch einen amerikanischen Namen geben können. Seinen Eltern bringt Gogol wenig Verständnis entgegen. Mutter Ashima hat sich nie an das Leben in der neuen Heimat gewöhnt. Vater Ashoke, enttäuscht von der Ignoranz seines Sohnes, zieht sich zurück. Auch die gemeinsame Reise nach Indien bringt keine Annäherung. Zugegeben, der Anblick des Taj Mahal bewegt Gogol, Architekt zu werden. Doch er investiert seine Gefühle lieber in die Beziehung zu Maxine, einer Tochter aus gutem Hause, statt in den Kontakt zu seiner Familie. Die eigentliche Reise zu seinen Wurzeln, schmerzhaft und verlustreich, steht ihm noch bevor.

Nach KAMA SUTRA und MONSOON WEDDING stand Mira Nair der Sinn nach einer kleineren, intimen Geschichte. Nun, das ist THE NAMESAKE nicht geworden. Die leidenschaftliche Familiensaga umspannt mehrere Jahrzehnte und Generationen. Die adäquate Verfilmung des Romans "Der Namensvetter" von Pulitzer-Preisträgerin Jhumpa Lahiri erzeugt enorme Gefühle und überwältigt mit einer Fülle von Eindrücken, Gedanken und Fragen. Die Besetzung von Kal Penn als Gogol zeugt von Mut, hielt er sein Gesicht doch bisher für Klamotten wie PARTY ANIMALS und HAROLD UND KUMAR in die Kamera. Doch er ist dem Gewicht der Aufgabe gewachsen und vermag die Zerrissenheit einer Generation zu verkörpern, die in einer neuen Heimat die Historie eines ihnen unbekannten Landes dennoch stets bei sich trägt. Irrfan Khan und die atemberaubende Tabu, Superstars in der indischen Heimat, berühren tief mit dem Porträt eines Liebespaares vom Jugendalter bis zu den ersten grauen Haaren.

Mira Nair gelingt es, jeden Zeitabschnitt in eigene Bilder zu kleiden und den Unterschieden zwischen Indien und den USA glaubwürdig Gestalt zu verleihen, ohne Klischees zu bedienen. Diesen Spagat zwischen den Kulturen greift auch Nitin Sawhneys wunderbare Musikuntermalung auf, die einer Reise durch Zeiten und Länder gleicht. Wenn der Zuschauer gemeinsam mit Gogol den Ursprung für dessen scheinbar so ärgerlichen Vornamen erfährt, dann haben beide einen sinnlichen Weg hinter sich.

Zum Glück ist THE NAMESAKE nicht der kleine, intime Film geworden, von dem Mira Nair träumte, sondern ein reiches Erlebnis, für das sich der Weg ins Kino lohnt.

[ Roman Klink ]