Originaltitel: THE NEW WORLD

USA 2005, 150 min
Verleih: Warner

Genre: Poesie, Drama

Darsteller: Q’Orianka Kilcher, Colin Farrell, Christopher Plummer, Christian Bale

Regie: Terrence Malick

Kinostart: 02.03.06

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The New World

Pocahontas als symphonische Bilddichtung

Auf der Berlinale machte sich der geheimnisumwitterte Regisseur Terrence Malick, dessen letzter Film THE THIN RED LINE schon sieben Jahre zurück liegt, rar. Seine erst 16jährige Hauptdarstellerin Q’Orianka Kilcher avancierte dafür mit naivem Charme zum Liebling der Presse. Ihre Darbietung war aber auch wirklich überzeugend - gemeint ist jetzt der Film. Da ist sie Pocahontas, mit Leib und Seele.

Der Name der legendären Häuptlingstochter wird allerdings kein einziges Mal genannt, und Malick hat die beliebte Geschichte auch nicht als Abenteuerspektakel inszeniert, sondern als stimmungsvolles und malerisches Tableau. Der Zuschauer mag das als getragen empfinden. Er kann sich aber auch von dem Bildzauber mitreißen und in Schwingung versetzen lassen.

Im Jahre 1607 tauchen drei englische Schiffe in einem gewaltigen Flußlauf in Virginia auf. Doch die neue Welt hat nicht gerade auf sie gewartet. Die Begegnung mit den Indianern ist zunächst offen und von gegenseitiger, fast zärtlicher Neugier geprägt. Aber bald wird klar, daß ein friedliches Nebeneinander nicht möglich ist. Der widerspenstige John Smith wird zu Verhandlungen ausgesandt, von den Indianern gefangen, und Pocahontas bittet um sein Leben. Seinen Aufenthalt bei den Indianern erlebt Smith wie einen Traum, aus dem er früher oder später erwachen muß, entfremdet. Und die indianische Prinzessin, auch sie wird zu einer Ausgestoßenen. Doch einen gemeinsamen Boden für ihre Liebe gibt es auch jetzt nicht. Denn es ist die Liebe zwischen zwei Fremden, die sich als Götter begegnen.

Malick nimmt sich alle Zeit der Welt für diese mythische Romanze und verwandelt sie unter Einsatz innerer Monologe zur Meditation, während die Kamera immer auf Augenhöhe mit der Natur ist. Mal erscheint diese als Hölle, mal als Paradies. Natürlich macht die auf Handel angewiesene "zivilisierte" Welt vor dem autarken Naturvolk letztlich keinen Halt. Insofern läßt sich der Film als Statement zur Globalisierung begreifen. Doch die Bildwirkung überwiegt. Malicks neue Welt ist mehr Symphonie als Parabel.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...