Originaltitel: THE SALVATION

DK/Südafrika/GB 2014, 90 min
FSK 16
Verleih: Concorde

Genre: Western

Darsteller: Mads Mikkelsen, Eva Green, Mikael Persbrandt, Éric Cantona, Jeffrey Dean Morgan, Jonathan Pryce, Douglas Henshall

Regie: Kristian Levring

Kinostart: 09.10.14

21 Bewertungen

The Salvation

Beinharter Western mit dem Zeug zum Klassiker

Zur gemeinsamen Bärenjagd wird es nicht kommen. Jon kann das Versprechen, das er seinem halbwüchsigen Sohn Kresten gerade gegeben hat, nicht halten. Das wird schon klar, als zwei versoffene Halunken sich in die Kutsche gesellen, in der Jon mit seiner Frau und dem Jungen sitzt. Nach mehr als sieben Jahren will er seine dänische Familie in die neue Heimat, in den amerikanischen Osten bringen. Die Stimmung ist frostig, lauernd bis gereizt, bis es zu ersten Handgreiflichkeiten gegen Jons Frau Marie kommt. Jon gewinnt die Kontrolle, jedoch durch eine kleine Unachtsamkeit seines Jungen kippt die Situation, und wenige Momente später wird Jon aus dem Zug geworfen. Marie und Kresten wird der schweigsame Mann nicht lebendig wiedersehen.

THE SALVATION geht vorerst den geradlinigsten Weg, um einen Western zu eröffnen, der sich auf das originärste Motiv eines, wie Kristian Levrings Film meisterlich belegt, höchst vitalen Genres beruft: die Rache. Und einen zutiefst verletzten, einen wütenden und endlos trauernden Mann zu zeigen und diesen mit Mads Mikkelsen zu besetzen, ist die meisterliche Weiterentwicklung der oft stoischen, eher alles mit sich selbst und innerlich aushandelnden Westernhelden der Vergangenheit. Doch THE SALVATION, der von Beginn an den Geruch und den Klang des Wilden Westens mit diesem unvergleichbaren Grollen, dem Traben, den bestechend schön entleerten Landschaften und dem kantigen Wind verströmt, schlägt nach der schnörkellosen Ouvertüre durchaus Haken: Jon ist bei weitem nicht der einzige Racheengel. Als er in einer schnellen, präzisen Überrumpelung das mörderische, vergewaltigende Pack eliminiert, zieht er sich den Haß eines gewissen Delarue zu. Dessen Bruder ist einer der Erledigten, und Delarues Weltsicht kennt nur eine Gerechtigkeit: Jon muß sterben.

Damit schlägt THE SALVATION einen Weg ein, der von Leichen gepflastert sein wird, er bekennt sich in seiner chronologisch-effizienten Erzählweise, zu der die gehörige Brutalität paßt, eindeutig zur aggressiveren Lesart der Italo-Western, zu den Klassikern eines Sergio Leone und eines Sergio Corbucci als auch zu den Spätwerken eines Sam Peckinpah und John Ford. THE SALVATION wird zur großen Oper, orchestriert von der tumben Aggressivität der Bande um Delarue und der wund klaffenden Enttäuschung Jons über das einstige Promised Land. Jon hat sich eine stabile Existenz aufgebaut, Grund gekauft, all das wird er für einen Spottpreis verscherbeln müssen, um seine Haut zu retten, auf dem Weg nach Westen. Wieder ein Aufbruch, der zur blutigen Jagd werden soll.

Das gelobte Land als eine Gesellschaft ehrenwerter und emsig mühender Fleißarbeiter? Mitnichten, denn dieses Ideal pustet Regisseur Levring aus den geschichtsklitternden Lagerfeuerannalen – aus Angst vor Delarues Bande verraten die Bewohner Black Creeks ihre eigenen Leute, der Sheriff betrügt sie aus reinem Ölfieber um ihr Land, und selbst Kirchenvertreter verkaufen ihre Gottesfurcht aus purem Kalkül und mit mickrigem Charakter.

Das Faszinierende an THE SALVATION ist, daß er ungeschönt, gänzlich unromantisch, dafür in aller Härte und Kompromißlosigkeit von einem Rächer wider Willen erzählt, daß er keine ironischen Einsprengsel, keine Doppelbödigkeit braucht, um Gut und Böse zu skizzieren. Und daß er sich trotz der kompakten Spiellänge und bei aller Stringenz zahlreiche Finten erlaubt, bevor alles in ein grandioses „Einer gegen alle“ mündet, welches schon jetzt das Zeug zum Klassiker hat.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.