Originaltitel: THE SPIRIT

USA 2008, 102 min
FSK 16
Verleih: Sony

Genre: Comicverfilmung

Darsteller: Gabriel Macht, Samuel L. Jackson, Scarlett Johansson, Eva Mendes

Stab:
Regie: Frank Miller
Drehbuch: Frank Miller

Kinostart: 05.02.09

1 Bewertung

The Spirit

„Man kann sich zu Tode langweilen“ ...

... mahnt irgendwann eine Drehbuchzeile in den Kinosaal. Da möchte man als Zuschauer, sofern noch nicht entschlummert, eigentlich aufspringen und rufen: „Stimmt genau!“ Denn was Frank Miller, grundsätzlich ziemlich genialer Comiczeichner, wie die „Sin City“-Reihe bewies, hier verbrochen hat, grenzt an künstlerischen Selbstmord.

Miller nahm sich mit THE SPIRIT eine Vorlage seines Kollegen Will Eisner zur Brust, schrieb das Skript, führte Regie – und versagte in beiden Disziplinen kläglich, indem er das Ausgangsmaterial nach eigenem Duktus umfunktionierte. Übrig blieb das Grundgerüst vom titelgebenden Superhelden, welcher über den Sündenpfuhl Central City wacht. Das Besondere daran? Ob verlottertes Flittchen oder zugeknöpfte Angestellte, südländisch feurig oder nordisch kühl, gut oder böse: Sämtliche Einwohnerinnen sind nicht nur mindestens verdammt attraktiv, sondern auch rattenscharf auf den tollen Hecht. Das gäbe eine nette Porno-Handlung her, zumal es mit seinen plumpen Schauwerten adäquat unerotisch ­inszeniert wurde, weswegen hier ­allerlei hochgeschnallte Brüste derart unter Druck stehen, daß sie jeden Moment aus überforderten Stoffetzen zu schießen drohen. Aber wir befinden uns ja in einem Kinofilm, also darf der Macho Man noch über einen Hang zur Depression verfügen, da er a) derlei Avancen problematisch findet, das arme Kerlchen, b) kürzlich verstarb und auferstand sowie c) die geliebte Stadt vor dem Erzschurken Octopus retten muß.

Abgesehen von Millers Unvermögen, selbst diesem Handlungsstrang so etwas wie Spannung zu verleihen oder die obligatorische Action wirklich interessant zu inszenieren, bleibt Octopus immer eine unangenehme Karikatur, Miller entblödet sich nicht mal, ihn und seine Gehilfin zwecks klaren Feindbildes in Nazi-Uniformen zu stecken. Was wohl Samuel L. Jackson und Scarlett Johansson gereizt haben mag, da wie debile Marionetten über die Leinwand zu stampfen?

Überhaupt darf man sich fragen, wieso sämtliche Schauspieler das Skript nach Sichtung nicht sofort dem Recycling zuführten. So auch Eva Mendes, deren denkwürdigste Szene aus metaphorischen Gründen eine Fotokopie ihres Hinterns (!) erfordert. Was eventuell ganz lustig klingt, praktisch jedoch nur eines ist: dämlich. Und schon schließt sich der Kreis, denn dieses Wort läßt sich gar trefflich zur Beschreibung des Gesamtmachwerks heranziehen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...