Originaltitel: THE WRESTLER

USA 2008, 105 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama

Darsteller: Mickey Rourke, Todd Barry, Marisa Tomei, Evan Rachel Wood

Regie: Darren Aronofsky

Kinostart: 26.02.09

21 Bewertungen

The Wrestler

Von zwei kraftvollen Neuanfängen

Auf der Höhe seines Ruhmes bezeichnete man ihn auch schon mal überschwenglich als neuen James Dean. Und um überschwenglich zu bleiben: In der Karriere des Mickey Rourke gab es zwei, drei Momente, in denen man das durchaus mal glauben durfte. Man schaue sich nur an, wie Rourke etwa in Alan Parkers ANGEL HEART (1987) einfach nur geht und raucht. Großartig. Oder wie er in Coppolas RUMBLE FISH (1983) das Stilisierte und Artifizielle des Films zu erden vermochte. Rourke hatte das, was man gemeinhin physische Präsenz nennt – und er war sensibel und verletzlich und exzentrisch. Kurz und gut: Rourke schaffte es innerhalb eines Jahrzehntes vom Niemand zum Star und wieder zurück zum Niemand. Auf den Höhenflug folgte der freie Fall. Dämliche Rollen in schlechten Filmen, dann eine, auch für Rourkes Gesicht, desaströse Boxkarriere – Rourke stürzte und stürzte.

Das alles lohnt zu wissen, wenn man jetzt THE WRESTLER sieht. Dabei ist Darren ­Aronofskys Film in seiner Struktur höchst simpel und die Geschichte ebenso konventionell: Randy „The Ram“ hat seine große Zeit schon lange hinter sich. Einst ein erfolgreicher Wrestler, hält er sich jetzt mit drittklassigen Fights gerade so über Wasser. Nach einem besonders brutalen Hard-core-Wrestling ereilt ihn ein Herzinfarkt. So nah am Ende versucht Randy einen Neuanfang. Job im Supermarkt, Aussöhnung mit der Tochter, sanfte Annäherung an Tänzerin Cassidy.

Da will sich einer hochrappeln. Da versucht einer eine Wiederauferstehung ins normale Leben, von dem er doch so verdammt wenig weiß. Aronofsky erzählt das ganz nah an seiner Hauptfigur. Und muß dabei doch nicht viel mehr tun, als die Kamera auf Mickey Rourke ruhen zu lassen. Rourke spielt – ohne Überzeichnung, ohne Exzentrik, also ohne Eitelkeiten wohlgemerkt – mit einer Intensität, als ginge es tatsächlich ums Leben. Und wieder: Wie er sich bewegt, wie er raucht, wie er nach Worten ringt vor seiner Tochter. Wie ruppig-zart er seine Liebe zeigt. Wie unsicher dieser Koloß von Kerl sein kann. Das spielt Rourke ganz famos. Da ist einer, der weiß, wovon er erzählt.

Und Aronofsky, dessen letzter Film (THE FOUNTAIN) ein überkandidelter Kunstgewerbeausflug ins Esoterische war, weiß das wunderbar zu nutzen. Die Inszenierung einfach, aber souverän. Und in ihrem teilweise semidokumentarischen Stil absolut zur Geschichte passend. Die Nebenfiguren dabei kraftvoll genug, Rourkes Solo nicht im widerstandsleeren Raum verpuffen zu lassen. Authentisch, dramatisch, stark.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.