Originaltitel: PŁYNACE WIEZOWCE

Polen 2013, 89 min
FSK 16
Verleih: Salzgeber

Genre: Drama, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Mateusz Banasiuk, Bartosz Gelner, Marta Nieradkiewicz

Regie: Tomasz Wasilewskis

Kinostart: 07.08.14

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Tiefe Wasser

Wenn Liebe aus der Bahn wirft

Kubas Leben läuft in geordneten Bahnen. Nicht nur, daß der junge Leistungsschwimmer besagte Bahnen jeden Tag beim Training in der Schwimmhalle zieht, auch außerhalb des seinen Alltag bestimmenden Sports läuft alles schnurstracks: Seine Freundin Sylwia vergöttert ihn ebenso wie seine Mutter, und beide tun ihr Bestes, um dem angehenden Schwimmstar den Rücken zu stärken. Alles im Lot also, wären da nicht die „außerplanmäßigen“ Quickies mit Männern auf der Schwimmhallentoilette. Diese wollen so gar nicht in Kubas sonst klar strukturiertes Leben passen. Die Ordnung der Dinge gerät allerdings erst richtig ins Wanken, als Sylwia Kuba zur Vernissage einer Freundin mitnimmt, und er dort den charismatischen Studenten Michal kennenlernt. Bereits beim ersten gemeinsamen Joint spüren die beiden eine heftige Anziehung, der Kuba sich ebenso wenig zu entziehen vermag wie Michal.

Trotz aller Koordinaten einer klassischen Liebesgeschichte, in der die Liebenden über alle Hindernisse und Anfeindungen hinweg zueinanderfinden, schafft es Tomasz Wasilewskis zweiter Langfilm im Stile seines Protagonisten, die gewohnten Bahnen zu verlassen. Und wie bei Kuba geschieht dies ganz still und leise, ohne viel Aufsehen. Denn TIEFE WASSER ist alles andere als ein romantisches Plädoyer getreu dem Motto „Kämpfe für Deine Liebe“, sondern vielmehr eine kühle, fast romantikfreie Betrachtung dessen, was ein so starkes Gefühl mit einer vermeintlich geordneten Welt macht. Wie es einen aus der Bahn wirft, ob man will oder nicht. Kuba kennt die Regeln des Spiels und ahnt, welche Kraft eine Kollision zwischen ihm und Michal haben wird. Darum vermeidet er sie, solange es geht. Als das Unausweichliche doch passiert, sind die Folgen weitreichender als befürchtet. Neben den sehr guten Darstellern und der präzisen Inszenierung sticht vor allem die exzellente Kamera von Kuba Kijowski hervor, deren in kalten Farben gehaltene Bilder die bespielten Alltagswelten kinohaft groß machen, ohne sie der greifbaren Wirklichkeit zu sehr zu entrücken.

Die Kohärenz der Bilder ist es dann auch, die den Film gen Ende zusammenhält, wenn er erzählerisch aufgrund einiger etwas kruder Wendungen zu weit vom inhaltlich Notwendigen abzudriften droht. Nur marginal schmälern diese Schlenker den starken Gesamteindruck, welchen dieser Vertreter des jungen polnischen Kinos hinterläßt.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...