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Top Job

Späßle g'macht, keiner g'lacht

Ja, sicher, Humor ist, wenn man trotzdem lacht und generell eine subjektive Sache, schon logisch. Doch sollte es nicht zu denken geben, daß sich bei der Pressevorführung dieses Films bleierne Stille im Kinosaal manifestierte, weil niemand nur ein einziges Mal auch bloß verstohlen kicherte?! Dabei möchte TOP JOB eine Komödie sein. Mit nochmaliger Betonung auf „möchte.“

Die Zeichen standen dafür sogar ziemlich gut, immerhin verfügt das Cast über dem Genre zugewandte Darsteller, und die Ausgangssituation verspricht ebenfalls so einiges: Tagein, tagaus schuftet sich der Supermarkt-Angestellte Doug sämtliche Körperteile wund, bis aus heiterem Himmel eine Stelle als Filialleiter winkt. Aber ach, Dougs Bewerbung steckt quasi noch im Drucker, da taucht Richard auf, ein Konkurrent um den Posten. Jetzt muß die Chefetage im Sturm erobert werden, das Duell beginnt!

Man mobbt und intrigiert also, bis die Schwarte witzig kracht; zumindest theoretisch, denn praktisch zündet kaum eine Idee. Weil das Timing nicht stimmt, die häufig eingestreuten Running Gags – unter anderem bekommt Doug wiederholt Prügel von einem wütenden Kunden – schon beim ersten Mal nicht lustig sind, oder wie üblich jede greifbare Randgruppe in die Pfanne gehauen wird. Wenn beispielsweise die Masturbationswut eines Kollegen mit Downsyndrom zur ausführlichen Debatte steht, lernt der Zuschauer alles zum Thema Fremdschämen.

Okay, vielleicht begreift sich das Gebräu ja eher als heimliches Drama, in Richtung Kapitalismuskritik, Arbeitskampf und so weiter. Allerdings versagt es dann erneut auf ganzer Linie, denn Moralin hat noch nie zum Nachdenken angeregt. Heißt: Mit überlebensgroßem Pathos in den Äther getackerte Weisheiten à la „Man muß ein ehrliches Leben führen!“ bewirken schlicht das Gegenteil. Einfach hanebüchen auch die Sequenz, in welcher Doug aus einem Kinderbuch den fairen Umgang mit seinen Mitmenschen lernt, was wohl ebenso wenig einer weiteren Wertung bedarf wie triefigste Holzhammer-Symbolik für Begriffsstutzige, nach dem Motto „Trauriger Song = emotionale Szene.“

Somit bleiben nach dem zweifelhaften Genuß dieses Langweilers lediglich zwei Fragen offen: Was hat so was im Kino zu suchen? Und warum um alles in der Welt sind amerikanische Film-Supermarktregale stets bis auf den letzten möglichen Platz gefüllt, obwohl gerade unzählige Menschen dort einkaufen?

Originaltitel: THE PROMOTION

USA 2008, 86 min
Verleih: Senator

Genre: Komödie

Darsteller: Seann William Scott, John C. Reilly, Jenna Fischer, Lili Taylor, Fred Armisen

Stab:
Regie: Steve Conrad
Drehbuch: Steve Conrad

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...