Originaltitel: TRANSSIBERIAN

GB/D/Spanien/Litauen 2008, 111 min
FSK 16
Verleih: Universum

Genre: Drama

Darsteller: Emily Mortimer, Woody Harrelson, Kate Mara, Eduardo Noriega, Ben Kingsley

Regie: Brad Anderson

Kinostart: 11.12.08

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Transsiberian

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo

Nach einem Aufenthalt in China treten Jessie und Roy ihre Heimreise an. Die Transsibirische Eisenbahn soll es richten, doch das legendäre Gefährt steht für die Amerikaner unter keinem guten Stern: Zwar befreundet man sich mit einem weiteren Paar, aber plötzlich ist Roy verschwunden, Jessie hat den Rucksack voller Drogen, bald liegt eine Leiche dekorativ im Schnee herum, und letztlich tauchen auch noch zwei Russen auf. Diese führen vieles im Schilde, natürlich vorrangig Schlechtes ...

Jede Menge Handlungsholz, welches der Regisseur seinem vergnügungswilligen Publikum wohl so geballt nicht zumuten wollte. Folgerichtig passiert eine quälende Ewigkeit lang – gar nichts. Erst mit Roys temporärem Abgang entwickelt sich eine Halbwegs-Geschichte, oder besser gesagt: eine Aneinanderreihung teils hanebüchener Zufälle, ohne die es überhaupt keinen Film gäbe. Im verzweifelten Bemühen, den völlig überkonstruierten Plot nicht schlicht lächerlich zu finden, akzeptiert man dann sogar die steinzeitlichen "Edle Amerikaner vs. hinterlistige Sowjets"-Klischees. Was bleibt einem auch anderes übrig ...

Dennoch fällt es schwer, dem Geschehen halbwegs aufmerksam zu folgen, denn immer, wenn es mal psychologisch ansprechend beziehungsweise spannend zu werden droht, folgt eine Überblende, meistens auf die Landschaft oder den fahrenden Zug. Sieht beides hübsch aus, ist aber genauso uninteressant wie Jessie, unsere vorgebliche Heldin. Sie schlittert unglaublich zielgerichtet von einer gefährlichen Situation zur nächsten, verhält sich dabei allerdings auch unter Einbeziehung der extremen Umstände derart irrational, daß eine Identifikation mit ihr vom ersten Moment an ausgeschlossen ist. Am Ende gibt’s noch den obligatorischen Folter-Action-Krawumm-Kreisch-Showdown, dessen Lautstärke zumindest sanft Entschlummerte weckt. Besser macht er das bis dato ziemlich ungenießbare Gebräu indes kein Stück, nur noch dämlicher. Über den verlogenen Epilog schweigen wir lieber ganz.

Trotzdem hat TRANSSIBERIAN so was wie eine Weiterentwicklung in petto, konkret für Thomas Kretschmann. Der muß nämlich zur Abwechslung mal nicht den fiesen, eiskalten, bellenden Nazi spielen, sondern darf einen Russen – böse, emotionslos, knurrend – mimen. Welcher Karrieresprung!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...