Originaltitel: TRASH

GB 2014, 116 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Martin Sheen, Rooney Mara, Rickson Tevez, Eduardo Luis

Regie: Stephen Daldry

Kinostart: 18.06.15

Noch keine Bewertung

Trash

Abenteuerurlaub in der Favela

Kurz muß man an CITY OF GOD denken, aber wirklich nur kurz. Was vor allem an den bemerkenswerten Kinderdarstellern, dem Videoclip-Rhythmus und den Echtheit atmenden Direktansprachen der Protagonisten liegt. Den Vergleich mit dem Erfolgsfilm von Fernando Meirelles aus dem Jahr 2002 zieht man dann aber nicht so schnell wieder, weil Stephen Daldrys TRASH zwar gut einsteigt, dann aber ziemlich verkümmert, was man über Meirelles’ Film nun wirklich nicht sagen kann. Und was schade ist, denn die Introduktion ist durchaus spannend, mit Tempo und in thrillergemäßer Stringenz erzählt.

Die Teenager Raphael, Gardo und Rato leben im Müll und vom Müll. Sie durchforsten tagtäglich eine Halde am Stadtrand von Rio de Janeiro nach Verwertbarem. Eines Tages finden sie eine Geldtasche, die Summe darin ist nicht wirklich enorm, die Bilder von einem Mädchen, ein Schlüssel und ein Lotterieschein schüren die Neugier der Freunde auch nicht besonders. Doch spannend wird es schließlich, als sich die Polizei einschaltet, um unbedingt an das Portemonnaie zu kommen. Die Jungs sind noch recht arglos, doch dann greift einer der Ermittler zu immer rabiateren Methoden, und schließlich wird Raphael verschleppt.

Nun wird TRASH zum wüsten und manchmal gar plump zugepackten Sammelsurium dessen, was Daldry erzählenswert schien: die grenzenlose Solidarität unter den Freunden, die für Favela-Verhältnisse irgendwie zu romantisch geschildert wird, eine Robin-Hood-Geschichte versüßt mit STAND BY ME-Touch, ein Rundumschlag auf eine durch und durch korrupte Gesellschaft, der Kampf von Gut gegen Böse.

Daldry selbst verliert den Überblick, führt Figuren wie den Geistlichen Julliard ein, der sich zwar um die Kinder redselig kümmert, letztendlich aber irgendwie egal scheint. Dazu noch eine Lehrerin, die gerade noch ganz wichtig wirkte, dann aber filmüber komplett vergessen wird, um kurz vor Schluß wieder ums Eck zu kommen. Da wirken selbst sonst ganz passable Schauspieler wie Martin Sheen und Rooney Mara auf verlorenem Posten. TRASH gerät im Verlauf immer fahriger, mancher Konflikt wird in Stricklieslmanier aufgelöst, der mitdenkende Zuschauer schließlich ganz ausgeladen.

Zunehmend geriert sich der sicherlich gut gemeinte Film dann auch noch als Botschaftskino, was immer ein wenig muffelt, hier sogar zu Fremdscham verführt, wenn die Jungs, von der Lehrerin nach den Motiven ihrer emsigen Investigation befragt, brav antworten müssen: „Weil es richtig ist!“

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.