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Triff die Elisabeths!

Eine bunte Komödie in Schwarz und Weiß

Gibt es eigentlich etwas, das unsere französischen Kino-Nachbarn nicht können? Sie drehen die fiesesten Horrorfilme, aufwühlendsten Dramen, erfolgreichsten Lustspiele, knalligsten Actionstreifen, und jetzt noch diese (wahn)witzige Rassismus-Komödie, in der es gar nicht nur um Hautfarben geht. Und die ungeachtet ihres Themas mit verblüffender Leichtigkeit aufwartet.

Das fängt schon beim Bilderbuch-Schlitzohr Jean-Gabriel an, welcher seine eh kargen Einkünfte immer wieder beim Pferderennen verspielt. Was Schwierigkeiten aufwirft, als sich die Kinder einen Skiurlaub wünschen, denn der kostet Geld. Ein paar windige Aktionen später hat Papa die Finanzen zwar halbwegs zusammen, aber nun streikt die Gattin, will nicht mitfahren, sondern nachdenken, ob dieses aus Versprechungen und Enttäuschungen gebaute Ehegerüst noch halten kann. Tja, wahrscheinlich hätte der Macho wider Willen ihr statt eines Raclettes zum Bekochen im Urlaub lieber ein paar Skisachen schenken sollen.

Ersatzweise springt Bonne Maman – Jean-Gabriels resolute, Gott um Vergebung für ihren Sohn bittende Mutter – ein, macht aber im Vorfeld klar: Sie rührt keinen Finger! Man bricht also auf und erreicht trotz einiger Unwägbarkeiten das Ziel, wo allerdings die rassistische Vermieterin Madame Morgeot einen Schock nach dem nächsten erleidet, denn Jean-Gabriels Familie ist schwarz ...

Da amüsiert es köstlich, wie sich die Madame beim Anblick ihrer Gäste mühsam beherrscht: „Ich wußte nicht, daß Sie ... fünf sind!“ Das trifft wegen seiner Subtilität genau ins – pardon – Schwarze, noch mehr als mancher andere, zynischere Spruch, denn dämliche Vorurteile pflegen hier beide Seiten, was dem Drehbuch Gelegenheit gibt, diesen humoristisch zu begegnen. Aber trotzdem stets warmherzig zu bleiben – da macht es sich Bonne Maman gern mal mit ihrem Strickzeug auf der Piste bequem, entdeckt Jean-Gabriels Sohn die Liebe zu einem weißen Mädchen und steht natürlich die Frage im Raum, wie seine Ehe zu retten sein soll.

Gut, vielleicht wählt diese Winterkomödie gerade angesichts ihrer Themenvielfalt, der gelungenen Gratwanderung zwischen Witz und Ernst, schließlich den zu leichten Weg, wenn sie Probleme beispielsweise mal eben beim Scrabble löst. Aber das fällt kaum ins Gewicht, denn die Elisabeths sind so liebenswert, originell und wunderbar, daß man ihnen jedes Happy End von Herzen gönnt.

Originaltitel: LA PREMIÈRE ÉTOILE

F 2008, 90 min
FSK 0
Verleih: Kool

Genre: Komödie

Darsteller: Firmine Richard, Lucien Jean-Baptiste, Anne Consigny, Jimmy Woha-Woha, Loreyna Colombo

Regie: Lucien Jean-Baptiste

Kinostart: 31.12.09

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...