Originaltitel: TSOTSI

Südafrika/GB 2005, 94 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Gangster, Erwachsenwerden

Darsteller: Presley Chweneyagae, Mothusi Magano, Israel Makoe

Stab:
Regie: Gavin Hood
Drehbuch: Gavin Hood

Kinostart: 04.05.06

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Tsotsi

Der Gangster und das Baby

Was für ein Licht! Staubig und vergilbt rieseln die ersten Bilder von der Leinwand. Sie lassen die Townships unwirtlich erscheinen, so heißen die Slums von Johannesburg - eine ganze Welt innerhalb der modernen Metropole. Millionen Menschen leben hier unterhalb der Armutsgrenze, selbst die Polizei macht einen Bogen darum. Doch diesmal muß sie hinein, ein Baby wird vermißt, mitsamt einem Auto von einem jungen Gangster entführt, nachdem er die Mutter des Kindes schwer verletzte. Kurz vor den Townships fuhr er den Wagen zu Schrott, vom Baby keine Spur. Bald gibt es einen Verdächtigen, den halbstarken Tsotsi, der mit seinen Freunden Butcher und Boston für räuberische Ausflüge die Reichenviertel der Stadt heimsucht.

Er ist eiskalt und gnadenlos, selbst gegen seine Freunde, wenn sie das Maul zu weit aufreißen. Doch mit ihm geschieht etwas, seit er den Winzling in seiner Blechhütte versteckt. Gefühle wie Fürsorge und Zuneigung machen sich breit, denen er anfangs noch ruppig Einhalt gebietet. Er windelt den Kleinen notdürftig mit Zeitungspapier, füttert ihn mit Kondensmilch, rettet ihn vor einer Ameiseninvasion. Tsotsi merkt, daß das nicht genügt. Er lauert einer Mutter auf, die "sein" Baby stillen soll, das er mittlerweile David nennt, so wie er in einem früheren, verhaßten Leben hieß. Er weiß auch, daß er David bald zu seinen Eltern zurückbringen muß.

Gavin Hood, gleichzeitig Regisseur des Films, schrieb das Drehbuch innerhalb kürzester Zeit. Der Rest ist Filmgeschichte, im März 2006 verdrängte Außenseiterkandidat TSOTSI prominente Mitbewerber im Rennen um den OSCAR als bester fremdsprachiger Film. Schade nur, daß Hood seiner Geschichte über die berührende Läuterung eines Kriminellen nicht richtig vertraut. Er treibt die Wandlung seines Helden in Windeseile voran und bemüht als Beschleuniger einen stellenweise befremdlich kitschigen Ethno-Soundtrack. Innerhalb weniger Tage soll ein Säugling das Herz des Gangsters erweichen, ihn innerlich reifen und Abstand von der Kriminalität nehmen lassen. Selbst der Respekt vor Frauen, genauer genommen, vor Müttern, kommt quasi über Nacht.

Diese Übertreibung ist nicht nötig, denn Hauptdarsteller Presley Chweneyagae fesselt mit glühendem Blick und zerrissenen Gesten von der ersten bis zur letzten Sekunde. Wir hätten ihm auch so jedes Wort geglaubt.

[ Roman Klink ]