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Turn Me On

Geschlechtsreife Teenager auf Partnerfang

Wenn aus Kindern Leute werden, geht das allen Beteiligten ziemlich an die Nieren. Nur Teenager und ihre Eltern, die in der norwegischen Provinz aufwachsen, haben es noch schwerer. Dort hängen auf den immer gleichen Privatparties in den Wohnzimmern der Nachbarn die immer gleichen Leute rum, genauso wie in der Schule. In der Einöde des Tages mutiert das Warten an der Bushaltestelle zum Höhepunkt. Dann wird geraucht und gesoffen und von einem besseren Leben geträumt.

Alma träumt von Arthur. Sie ist fast 16 Jahre alt, und ihre alleinerziehende Mutter ist mit der pubertierenden Tochter leicht überfordert. Dabei plätschert eigentlich alles so vor sich hin, wenn da nicht dieses eine Ding wäre, was Alma nicht mehr aus dem Kopf kriegt: Sex. Auf dem Küchenfußboden träumt sie davon, in der Schule, an der Supermarktkasse. Als sich Arthur ihr auf einer Party mit seinem Geschlechtsteil nähert, ist sie hin- und hergerissen zwischen Verzückung und Ekel. Weil ihr die Geschichte keiner abnimmt, wird sie mit sozialer Isolation bestraft. Die Sache ist also vertrackt. Denn nicht nur ihre große Liebe, sondern auch die Vollziehung des Sexualaktes erscheint damit unerreichbarer denn je. Anstatt in eine Depression zu verfallen, flüchtet sich Alma in ihre Fantasiewelten und befreit sich auf ihre Weise von der Unbedarftheit der Kindheit.

TURN ME ON reiht sich ein in die Tradition skandinavischer Filme, die vom Erwachsenwerden erzählen: Er ist skurril, witzig und vor allem klug. Die Regisseurin Jannicke Systad erzählt in ihrem Debütfilm radikal ehrlich davon, was mit dem Körper auf dem Weg des Erwachsens passiert. „Weil ich spitz bin“, antwortet Alma ihrer Mutter auf die Frage, warum sie teure Sex-Hotlines anruft. Da wird nicht um den heißen Brei herumgeredet. Die Gier nach Geschlechtsverkehr, die noch immer mehrheitlich dem Manne angelastet wird, ist der jungen, hervorragenden Hauptdarstellerin Helene Bergsholm überhaupt nicht peinlich. Warum auch? Hemmungslos gibt sie sich ihren Gedanken und Gefühlen hin. Am Ende geht es um den Hunger nach Leben und die Sehnsucht, was außerhalb dieses Provinzkaffs noch alles auf einen wartet.

Die Pubertät zählt nicht umsonst zu einer der schönsten und gleichzeitig schwierigsten Phasen im Leben. So leichtfüßig und erhellend hat schon lange niemand mehr vor ihr erzählt.

Originaltitel: FÅ MEG PÅ, FOR FAEN

Norwegen 2011, 76 min
FSK 12
Verleih: W-Film

Genre: Erwachsenwerden, Komödie

Darsteller: Helene Bergsholm, Malin Bjørhovde, Beate Støfring, Matias Myren

Regie: Jannicke Systad

Kinostart: 08.05.14

[ Claudia Euen ]