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Und nebenbei das große Glück

Es schenkelkopft und poltert

„Ich hasse Kinder!“ – klare Ansage, kann man stehenlassen. Mit solch’ spannender Information versorgt uns Jazz-Musiker Sacha, Mitte 40, Partyhai, Frauenliebling und verantwortungslos genug, Mutti bei sich aufräumen zu lassen. Ein ganz Sympathischer also, was gleich den Finger auf eine Wunde des Films legt: Der Mann nervt. Und zwar permanent. Da schimmert Doppelbödigkeit durch, wenn Charlotte ihm mitteilt: „Eine Frau wie ich ist nichts für Dich!“

Gut, gemeint war das natürlich anders. Besagte Charlotte nämlich hat ebenfalls nicht alle Rädchen in der Uhr, konkret hängt sie trotz Trennung ihrem Gatten am Rockzipfel, arbeitet gar für den Schmierlappen. Außerdem handelt es sich bei dem Mädel um eine Grobmotorikerin, die gern unabsichtlich ihre Umwelt zerstört oder sich Treppen hinabwirft. Folgerichtig verläuft das Kennenlernen recht destruktiv, eine wunderbar kitschige Szene inklusive aufgeschlagenen Knien, tropfendem Haar und Zeitlupe später ist man beiderseits trotzdem entflammt. Dumm bloß: Charlotte hat mehreren Kindern das Leben geschenkt, gehört für Sacha also eigentlich ins Kröpfchen ...

Beginnen wir positiv und erwähnen, daß Charlotte von Sophie Marceau gespielt wird – oder so ähnlich. Denn abgesehen davon, wie atemberaubend die Dame noch immer aussieht (wobei sie natürlich auch wie eine Torte im Schaufenster beleuchtet wird), und mit welcher Furchtlosigkeit sich Mme Marceau zur Idiotin macht, was für anderthalb nette Gags sorgt, beim gefühlten 39. Mal aber gleichfalls auf den Senkel geht: Für sie gibt’s nichts zu mimen. Was umso bedauerlicher scheint, da ihre letzten Komödien zumindest unterhaltsame Lustigkeiten waren. Hier jedoch hört der Spaß schon auf, bevor er beginnt. Definitiv das Verschulden von Regisseur und Ko-Autor James Huth, welcher wohl zu viele 08/15-US-Liebesschwänke gesehen hat.

Durch deren Standards wildert denn brav und uninspiriert seine spindeldürre Handlung, hakt hier ab, schenkelklopft dort. Nirgends bahnt sich ein Hauch französischen Flairs ans Kinodunkel, selbst der mit Etta James, Gloria Gaynor oder Stephanie Mills großartig bestückte Soundtrack schielt eindeutig über den Teich, obwohl es doch so tolle französische Chansons gegeben hätte. Am Ende bleibt bloß ein schwer identitätsgestörtes Reißbrettprodukt für Vielfraßzuschauer.

Originaltitel: UN BONHEUR N’ARRIVE JAMAIS SEUL

F 2012, 110 min
FSK 0
Verleih: Senator

Genre: Komödie, Romantik

Darsteller: Gad Elmaleh, Sophie Marceau, François Berléand, Maurice Barthélémy, Michaël Abiteboul

Regie: James Huth

Kinostart: 20.09.12

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...