Originaltitel: UNLEASHED

USA/F/GB/HK 2005, 97 min
Verleih: UIP

Genre: Action, Drama, Gangster

Darsteller: Jet Li, Morgan Freeman, Bob Hoskins, Kerry Condon, Scott Adkins

Regie: Louis Leterrier

Kinostart: 12.05.05

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Unleashed – Entfesselt

Kaspar Hauser schlägt zurück

Ach ja ... Luc Besson war mal eine richtig große Nummer und hatte sich mit NIKITA oder LÉON – DER PROFI in den Klassikerhimmel gedreht. Meinetwegen kann man sogar DAS FÜNFTE ELEMENT gerade noch so gelten lassen, aber danach: nix als Ausschuß. Nun hat der Mann sich hingesetzt, um für UNLEASHED das Drehbuch zu schreiben – und dabei erneut versagt.

Primär geht’s um Danny, nicht nur "The Dog" genannt, sondern auch auf ähnlichem geistigen Level stehend. Von einem Gangster im Keller gehalten und seit Geburt wie ein Tier aufgezogen, hat Danny von der Welt noch nichts gesehen außer illegalen Arenen, in denen er nach Abnehmen seines Halsbandes flugs zur Kampfmaschine mutiert und andere Unterwelt-Gladiatoren wahlweise verdrischt oder tötet. Vom damit gewonnenen Wetteinsatz bekommt er nichts.

Weil Besson nun aber ein ganz Listiger ist, flicht er nach anfänglichem Rumgeprügel spontan eine emotionale Wendung ein: Durch einen Unfall schwer verletzt, trifft Danny auf den Klavierspieler Sam. Dieser ist blind, schaut "The Dog" also direkt ins Herz und sichtet dort pure infantile Güte (ein Motiv, welches schon 1935 in FRANKENSTEINS BRAUT wesentlich besser funktioniert hat). Folgerichtig nimmt er den Ausgestoßenen auf und führt ihn der sonnigen Existenz eines angepaßten Bürgers entgegen. Doch natürlich erhebt Dannys Peiniger dagegen Einwände, weshalb der arme Junge nun von einer ganzen Schar brutaler Schläger gejagt wird.

Wem sich jetzt noch nicht die Zehennägel kräuseln, der könnte auch den Rest des verquasten Gekloppes schadlos überstehen. Erheiternd ist ja immerhin, daß die bösen Buben genug Motivation haben, um selbst mit gebrochenen Gliedmaßen wacker gegen den nebenbei im Eiltempo das Leben lernenden Danny zu kämpfen. Da indes offensichtlich auf eine moderate Altersfreigabe geschielt wurde, bleiben die Fights unblutig und sind zudem ohne größere Höhepunkte choreographiert: schreien, draufhauen, das Gleiche von vorn.

Entfesselt zeigt sich bei alldem nur der Stumpfsinn – aber immerhin züngelt manchmal doch ein tapferes kleines Flämmchen gegen den düster wabernden Einheitsbrei an. Irgendwie hat sich nämlich Morgan Freeman inklusive einer gewohnt brillanten Darstellung in diesen Film verirrt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...