Originaltitel: UNTRACEABLE

USA 2008, 101 min
Verleih: Universal

Genre: Thriller, Killer

Darsteller: Diane Lane, Billy Burke, Colin Hanks, Joseph Cross, Mary Beth Hurt

Regie: Gregory Hoblit

Kinostart: 03.04.08

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Untraceable

Die Penetranz des Bösen

Welch cleverer Einfall: Unsere Welt ist geradezu technikfanatisch, und im modernen Kino ebbt die Folterfilmwelle – wenn überhaupt – nur langsam ab. Was liegt demnach näher, als beides zu verbinden, um noch einen schnellen Dollar zu machen?! Drei Drehbuchschreiber haben die Zeichen der Zeit erkannt und flugs UNTRACEABLE zusammengekritzelt. Im Zentrum des Geschehens steht FBI-Agentin Jennifer Marsh, spezialisiert darauf, Online-Verbrecher dingfest zu machen. Ihr neuer Fall geht jedoch über Paßwortklau weit hinaus: Ein Serienkiller entführt scheinbar wahllos unschuldige Bürger und stellt deren Folterungen live ins World Wide Web. Je mehr Menschen per Besuch dieser Internetseite Interesse bekunden, desto schneller stirbt das Opfer. Für Jennifer beginnt eine schier aussichtlose Jagd auf den Psychopathen, welcher seine Spuren mit allen technischen Tricks verwischt.

Was als klassisches Whodunnit anfängt, zeigt bereits vor der zweiten Tötung des Mörders Gesicht in Großaufnahme, möchte folglich ein Psychoduell sein – und versagt dabei kläglich. Zu wenig dämonisch agiert der Schurke, zu penibel achtet das Skript darauf, nirgends die ausgetretenen, schon x-mal gesichteten Thrillerpfade zu verlassen. Es wäre ja auch fatal, dem Publikum eine unvorhersehbare Wendung zuzumuten! So dümpelt ein mäßig unterhaltsamer Reißer vor sich hin, setzt aber zumindest in anderer Hinsicht irgendwie Akzente.

Damit nämlich selbst der allerletzte, nicht ganz helle Zuschauer die Moral von der gruseligen Geschicht’ mitbekommt, wird selbige immer und immer wieder in den Kinosaal verbalisiert. Da hagelt es anklagende Sprüche à la "Wir sind die Mordwaffe", weiß Jennifer um die Mittäterschaft der per Computer zuschauenden Perverslinge, und fragt sich ein Polizist betroffen, warum die Welt derart krank sei. Das ist nicht nur enervierend, sondern gleichermaßen bigott, weil es eine simple Frage provoziert: Wieso haben sich die ach so kritischen Autoren denn eine ganze Latte ausgesprochen sadistischer Tötungsarten einfallen lassen, welche der Regisseur kongenial mit Liebe zum widerlichen Detail inszeniert? Der Versuch, diesen müden Standardschocker durch eine "Aussage" aufzuwerten, verkehrt sich ins Gegenteil.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...