Noch keine Bewertung

Wahnsinnig verliebt

Wenn Amélie ganz böse wird ...

Der Schein trügt. Mit ihren walnußgroßen Rehaugen, ihrem karamelisierten Porzellanteint und ihrer Anmut schlechthin scheint Angélique wie ein Engel, dem nichts ferner liegt, als anderen Leid zuzufügen. Doch Angélique ist verliebt. Nicht in ihren Kommilitonen David, der sich sehr für sie interessiert, sondern in Loïc.

Er sieht gut aus, hat große Hände und arbeitet erfolgreich als Kardiologe. Allerdings gibt es da einige Umstände, die das Ausleben von Angéliques Gefühlen leicht erschweren. Loïc ist verheiratet, und seine Vaterschaft steht ins Haus. Und plötzlich ziehen schwarze Wolken am Pariser Firmament auf. Loïcs Frau verliert ihr Baby, Angélique erscheint ihren Freunden immer seltsamer, und dann kommt plötzlich auch noch eine Patientin, die sich symptomfrei aber liebeshungrig fast täglich in der Sprechstunde des Herzspezialisten die Bluse vom Leib reißt, grausam zu Tode. Loïc versteht die Welt nicht mehr, dem gefesselten Zuschauer ergeht es ähnlich ...

Ein bekanntes Muster wurde hier von Laetitia Colombani zu einem raffinierten Thrillerpuzzle gestrickt, das dem Zuschauer ob seiner zahlreichen ungeahnten Wendungen den Mund offen stehen läßt. Wohltuend ist dabei auf jeden Fall, daß Colombani amerikanische Thriller bewußt im Hinterhirn trägt, sich aber niemals in deren Transparenz und fehlender Doppelbödigkeit verliert. Ihr Film ist ganz und gar französisch, und trotzdem geht es hier kaum um die gern und oft zitierten Lesarten des Pariser Lebens - Sie wissen schon - Akkordeon, frisches Baguette und ein gurrendes Zungenschnallen bei einem staubigen Tropfen Rotwein. Nein, hier geht es um Leidenschaft, um Rache und um Besitzansprüche. Angélique ist bereit, für ihre Liebe zu kämpfen - mit allen Mitteln.

Daß ihre teilweise sehr rabiate Glückshascherei dennoch auf einen Hauch von Verständnis stößt, liegt ganz klar an dieser bezaubernden Audrey Tautou. Dieses reizende Zuckerschnutenschneewittchen macht den Wahnsinn ausgesprochen sympathisch.

Originaltitel: Á LA FOLIE ... PAS DE TOUT

F 2002, 100 min
Verleih: Prokino

Genre: Thriller, Psycho, Schräg

Darsteller: Audrey Tautou, Samuel Le Bihan, Isabelle Carré

Regie: Laetitia Colombani

Kinostart: 29.08.02

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.