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Warten auf Angelina

… und aufs Kino gleich mit

Die Gegenwartsfilmkritik sei so lausig, weil die Kritiker selbst niemals davon geträumt hätten, Filme machen zu wollen. So polemisch das kleine Statement Jean Luc Godards sein mag – ganz verkehrt ist es nicht.

Hans-Christoph Blumenberg war Filmkritiker. Und ein ziemlich guter dazu. Wohl, weil er immer davon träumte, selber Filme zu machen. Blumenberg ist Jahrgang 1947 und damit wenig jünger als etwa Fassbinder, Herzog, Wim Wenders oder Rudolf Thome. (Auch letztere Zwei begannen als Kritiker.) Nun muß man das alles nicht wissen, wenn man sich einen Blumenberg-Film anschaut. Aber erhellend ist es dennoch. Blumenberg dreht mittlerweile seit 1978. Fürs Kino (TAUSEND AUGEN, ROTWANG MUSS WEG) und fürs Fernsehen (DEUTSCHLANDSPIEL, KANZLERAMT). WARTEN AUF ANGELINA nun ist, so Blumenberg, „ ...eine atmosphärische Momentaufnahme des Sommers 07.” Jenes Sommers, in dem das Lüftchen einer medialen Hysterie durch Deutschland säuselte, weil Angelina Jolie nebst Familie in Berlin auf Wohnungssuche war.

Von der Hysterie angesteckt sind auch Maik und Momme. Maik, weil er ein mit allen Wassern gewaschener Promi-Knipser ist und Momme, weil sein Fanherz wild für Angelina pocht. Beide treffen unfreiwillig in einem kleinen Luxusappartement, das vermeintlich dem Brangelina-Domizil gegenüberliegt, zusammen. Eine Zweckgemeinschaft in der Wartehaltung. Beim Lauern auf Angelina belauern Maik und Momme sich gegenseitig. Gestört dabei nur von mehr oder weniger skurrilen Besuchern, die sporadisch in die Wohnung schneien.

Wie unterhaltsam kann ein Film sein, der für kaum mehr als ein Apfel und ein Ei gedreht wurde? Und kann so etwas überhaupt Kino sein? Oder hat Momme recht, wenn er sagt: „Kino ist Kino. Und das ist kein Kino.” Natürlich ist das durchtrieben, daß Blumenberg seiner Figur diesen Satz in den Mund legt. Denn was Kino ist, darüber palavern Maik und Momme oft. Und natürlich ist das ein hübsches intellektuelles Hakenschlagen, was Blumenberg damit veranstaltet. Amüsant ist das auch, charmant und einnehmend in seinem No-Budget-Habitus sowieso.

Aus eben diesen Gründen mag man ihn auch kaum äußern, den grausam-ignoranten Satz. Aber es muß sein: WARTEN AUF ANGELINA ist kein Kino, sondern lediglich ein kleinformatiger Filmexkurs über selbiges. Zu sagen, daß das im TV zu sehen völlig ausreicht, wird hier unterlassen. Aus Liebe zum Kino.

D 2008, 89 min
FSK 6
Verleih: Farbfilm

Genre: Komödie

Darsteller: Florian Lukas, Kostja Ullmann, Barbara Auer, Anna Brüggemann

Regie: Hans-Christoph Blumenberg

Kinostart: 19.02.09

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.