D 2001, 102 min
Verleih: Columbia

Genre: Komödie

Darsteller: Til Schweiger, Nadja Uhl, Martin Feifel, Sebastian Blomberg, Klaus Löwitsch

Regie: Gregor Schnitzler

Kinostart: 31.01.02

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Was tun, wenn’s brennt?

Brennen lassen!

Die Welt aus den Angeln heben. Den etablierten Säcken so richtig den Finger zeigen. Und egal! als Leitsatz fürs Leben! An diese Attitüde kann sich ja so ziemlich jeder erinnern, der im pubertären Alter nun nicht gerade im Strickpullunder in der Pflichtstunde durch dicke Gläser auf die Pianotasten glotzen mußte, der noch nicht Revolution! schrie, wenn mal ganz frech die Schulschnitten weggeworfen wurden. Dazu gehörte früh zu rauchen, gegen vieles zu sein, dissonante Musik zu hören und schon irgendwie gut zu finden, was Karl und Rosa damals so vorhatten! Nun geht ja so eine leicht undifferenzierte Sicht auf die Dinge mitunter vorüber.

Aber nicht bei Tim und Hotte. Sie sind die letzten beiden Links-WG-Piraten in der einst so verschrieenen Kreuzberger Machnowstraße. Die anderen sind halbwegs bürgerliche Wege gegangen. Aus den früheren Molotowsportlern ist ein manischer Agenturfuzzi Maik, eine sorgende Mutter Nele, eine schicke Kostümtussi Flo und - ganz klar - ein strebsamer Anwalt Terror geworden. Alle anfang dreißig - alle recht erschrocken, als in den Nachrichten der einstige Zeckenjäger Kommissar Manowsky verkündet, auf einer "janz heißen" Spur zu sein. Was ist passiert? Im schmucken Grunewald hat’s gekracht, eine Bombe ist in einer Villa hochgegangen. Plaziert wurde das fiese Knallkörperchen vor 13 Jahren. Von unseren sechs Schäfchen ...

So was gibt’s nicht alle Tage im deutschen Film. Keine abgehangene, an den fettigen Revoluzzerhaaren herbeigeschleifte Nostalgieposse - Nein! Hochamüsantes, unverkrampftes und bewegendes Kino, welches nicht aus lauter politischer Korrektheit ängstlich vorm Austeilen zurückschreckt. Da kriegen selbst die Freunde und Helfer ordentlich eins auf’s Dach, denn auch hier gilt: Dummheit lohnt sich nicht.

Gregor Schnitzler legt ein verblüffendes Debüt vor, weiß brillant emotionale Spannungen in den sich unterschiedlich entwickelnden Figuren auszuloten und erspart sich allen peinlichen Peacer-Habitus. Ihm gelingt fast beiläufig, ohne jede hölzerne Didaktik - und hier liegt das famose Geschick Schnitzlers - daran zu erinnern, daß echte Freundschaft das vielleicht höchste Gut im Leben ist. Dieser Film ist besonders, mutig, irre witzig und hoffentlich erfolgreich!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.