Originaltitel: TELLE MÈRE, TELLE FILLE

F 2016, 94 min
FSK 0
Verleih: Prokino

Genre: Komödie

Darsteller: Juliette Binoche, Camille Cottin, Lambert Wilson

Regie: Noémie Saglio

Kinostart: 14.09.17

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Wie die Mutter, so die Tochter

Heute sind wir kindisch!

Das französische Kino hat sein Herz wirklich schon an alle und jeden verschenkt. Kein Wunder, daß jetzt auch die Spätgebärenden an der Reihe sind. Und nicht irgendwer wird da schwanger, sondern die erste Garde der Aktricen. Karin Viard machte für DAS UNERWARTETE GLÜCK DER FAMILIE PAYAN den Anfang, jetzt folgt knapp danach eine auf blond getrimmte Juliette Binoche. Doch, oh Pech, wo es der Viard durchaus auch um komödiantische Zwischentonlagen gegangen ist, gleitet die Binoche immer wieder ins vorsätzlich Grelle ab. Doppelt fatal, denn da ist im Figurenreigen noch das Ebenbild ihrer selbst: Der Film heißt schon im Original WIE DIE MUTTER, SO DIE TOCHTER.

Sechs Jahre Echtleben, die Regisseurin Noémie Saglio ihrer Hauptdarstellerin klaut, fallen natürlich nicht auf. Juliette Binoche geht mit Handstreich als 47jährige und Mutter einer 30jährigen durch. Mado und Avril machen zudem einen unzertrennlichen Eindruck, gipfelnd in der Tatsache, daß sie in einer gemeinsamen Wohnung leben, obwohl Avril mit Louis verheiratet ist, einem eher blassen Gegner für die Schwiegermutter. Trifft ebenfalls auf Marc zu, Mados noch nicht final geschaßter Ex-Mann und Avrils Vater. Scherenschnitt mit Ansage!

Mado lebt als freudvoll gescheiterte Existenz in den Tag hinein, während sich Avril ans Eingemachte, also Existentielle wagt: fester Job, feste Beziehung und jetzt sogar mit Kind auf dem Weg. Mado fällt die Kinnlade auf Hüfthöhe, als sie davon hört. „Wollt ihr es behalten?“, ist noch eine ihrer zahmen Fragen. Schnell beginnt das Keifen, in der Ansprache gern in der dritten Person. Es starten gewaltige Ausschläge auf der nach oben offenen Hysterienskala. Besonders Avril scheint mit zunehmender Bauchwölbung ihre Contenance zu verlieren. Erst recht, als Mütterchen ihr gesteht, daß auch sie schwanger ist. Nein, nicht vom Wind, sondern … Aber lassen wir das an dieser Stelle!

WIE DIE MUTTER, SO DIE TOCHTER wollte vielleicht im Ansatz fein sein, ist es aber nicht. Wollte changieren zwischen offen ausgefochtenem Witz und verstecktem Alltagsernst. Ein überschaubares Arsenal an charmanten und pfiffigen Ideen ist dafür aber zu wenig.

Zwei, drei Momente gibt es dann schon, einer davon ist Avrils Satz an Maman: „Ich bin nicht böse, weil Du ein Kind bekommst, sondern weil Du ein Kind bist.“ Kindisch wäre keine schlechte Umschreibung für diesen Franzosen.

[ Andreas Körner ]