Originaltitel: MR. K
Norwegen/Belgien/NL 2024, 96 min
Verleih: Neue Visionen
Genre: Mystery, Fantasy
Darsteller: Crispin Glover, Sunnyi Melles, Bjørn Sundquist, Fionnula Flanagan
Regie: Tallulah H. Schwab
Kinostart: 14.08.25
Ein anständiges Haus betrete er hier, belehrt Frau Hum ihren Gast. Ach so? Herr K, der in diesem angejahrten Grand Hotel aufschlägt, wundert sich im Stillen. Knarzende Türen, leckende Rohre, das Glasauge, mit dem ihm Frau Hum ins Gewissen leuchtet wie mit einem Röntgenschwert. Oh je. Doch der Berufsmagier auf Kleinkunstbühnentour schluckt sein Unbehagen herunter und checkt ein. Höflich hilft er in der Küche und bei der erotisch bedürftigen Tochter des Kochs aus. Hundertschaften gefräßiger Fremder gewährt er Asyl in seinem Einzelzimmer. Als das aber mitsamt dem „anständigen“ Haus zu schrumpfen beginnt, vergeht Herrn K das duldsame Lächeln.
Nachträglich zum 101. Todestag von Franz Kafka tönt ein Ständchen für den ungeschlagenen Meister des Absurden durch die deutschen Kinos. Die niederländisch-norwegische Filmemacherin Tallulah Hazekamp Schwab bläst ihrem Buster-Keaton-gesichtigen, aus den Spitzen des Kafka-Kläglichkeitsstadels zusammengenähten Hotelpersonal den Marsch. Wenn nämlich Herr K auf der Suche nach einem Ausweg den Blick durch die Gänge seiner Zwischen-existenz streifen läßt, löst sich regelmäßig ein Panikorchester aus der Wand, das mal wie eine Militärkapelle, mal wie ein besoffener Spielmannszug klingt: Törö!
Ansonsten schwelgt Schwabs klaustrophobisches Endzeitmärchen in floralen Tapeten und anachronistischen Kostümen, in Stilanleihen bei Lynch und Jeunet, im Glamour der Schäbigkeit. „Schööön“, seufzt man beim Streicheln über die Oberflächen – und vergißt (beinahe), das Material unter dem Furnier auf Substanz zu prüfen.
[ Sylvia Görke ]