Originaltitel: WRONG ELEMENTS

F/D/Belgien 2016, 133 min
FSK 12
Verleih: Neue Visionen

Genre: Dokumentation, Polit, Schicksal

Regie: Jonathan Littell

Kinostart: 27.04.17

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Wrong Elements

Mörder und Opfer zugleich

Seit Ende der 80er Jahre kämpft die Lord’s Resistance Army (LRA) unter ihrem Anführer Joseph Kony für die Errichtung eines christlichen Gottesstaates im Grenzgebiet zwischen Norduganda, Südsudan und dem westlichen Kongo. Auch wenn ihre Aktivität stark nachgelassen hat, gilt sie nicht als aufgelöst. Kony wird noch immer als internationaler Kriegsverbrecher gesucht. Berüchtigt war die LRA vor allem für die Entführung zehntausender Minderjähriger. Die Jungen wurden zum Kampf gezwungen, die Mädchen vor allem als Sexsklavinnen mißbraucht.

Darunter waren auch Geofrey, Mike, Nighty und Lapisa. Mittlerweile sind sie junge Erwachsene und nach Hause zurückgekehrt. Jedoch tragen sie alle das Stigma, Teil der LRA gewesen zu sein. Um zu überleben, wurden die Opfer zu Tätern. „Der erste Mord war schwer, danach gewöhnt man sich an das Töten,“ erinnert sich Geofrey, ein gutaussehender Typ, der viel lacht und gut Englisch spricht. Er versucht sich als Motorradtaxifahrer, um wenigstens einen kargen Lebensunterhalt zu verdienen.

Seine Freundin Nighty hat ein Kind von Joseph Kony und eins von einem Soldaten der ugandischen Regierungsarmee, der ständig abwesend ist. Zusammen mit Mike und Geofrey fährt sie an den Ort, an welchem die LRA sie festhielt. Die Erinnerung an das Grauen kommt mit seltsam anmutender Beiläufigkeit. Die Protagonisten lachen oft, wenn sie von ihrer Vergangenheit erzählen. Es scheint ihre Art zu sein, damit weiterleben zu können.

Filmemacher Jonathan Littell läßt sich in seinem Debüt sehr viel Zeit, um seinen Protagonisten auf die Spur zu kommen. Das tut dem Film nicht immer gut. Wie bei einem Roman ist WRONG ELEMENTS in Prolog, einzelne Kapitel und Epilog gegliedert. Jedoch wirken manche Kapitel ohne Beziehung zum übrigen Geschehen und sorgen damit eher für Desorientierung. Musik von Johann Sebastian Bach und Heinrich Ignaz Franz Biber trennt die einzelnen Elemente. Die so erzeugten Kontrapunkte hinterlassen durchaus Fragezeichen: europäische Klassik gegen afrikanische Barbarei?

Ein großer Pluspunkt des Films ist, daß er aus der Perspektive der Protagonisten erzählt. Dadurch wird dieser Ausschnitt der afrikanischen Realität für die Zuschauer greifbar. Allerdings ordnet WRONG ELEMENTS die Ereignisse nicht in einen größeren Zusammenhang ein. Wenn man mit der Rolle der LRA und der Geschichte Ugandas nicht ohnehin vertraut ist, bleiben viele Fragen offen.

[ Dörthe Gromes ]