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Zimmer 1408

Room Without A View

Denkt man an den amerikanischen Horrorfilm der jüngsten Vergangenheit, springen einem zunächst sicherlich die ultrabrutalen Folter-Streifen junger Splatter-Connaisseurs wie James Wan (SAW) oder Eli Roth (HOSTEL) ins Kino-Gedächtnis. Angesichts dieses Trends der Gewaltsteigerung als scheinbar einzig probates Mittel zur Weiterentwicklung des Genres, ist es durchaus angenehm, einen "Old School"-Gruselschocker wie ZIMMER 1408 auf der Leinwand zu sehen. Wenn auch ein wenig zu bedauern ist, daß die Verfilmung einer Erzählung von Genre-Guru Stephen King den eigenen Anspruch, mit ausgetüftelten Psycho-Tricks den Zuschauer in ängstlicher Lauerstellung zu halten, nicht komplett erfüllt.

Der Schriftsteller Mike Enslin ist seit dem Krebstod seiner Tochter ein Skeptiker gegenüber allem Übernatürlichen. Von seiner Frau getrennt, tingelt er von einem berüchtigten Hotel zum nächsten, um mit den Spukmythen um diese Unterkünfte in seinen Geisterhaus-Reiseführern endgültig aufzuräumen. Als Enslin eines Tages den Hinweis auf das Zimmer 1408 im New Yorker Dolphin Hotel erhält (O-Ton Samuel L. Jackson: "It’s An Evil Fuckin’ Room"), meint er, auch diesem Spuk ein schnelles Ende bereiten zu können. Doch mit dem Öffnen der Tür zum bösen Kämmerlein setzt der Autor einen gnadenlosen Mechanismus in Gang, im Laufe dessen das Zimmer zum Zerrspiegel von Enslins schlimmsten Erinnerungen und Ängsten mutiert.

John Cusack spielt gewohnt sympathisch und verleiht seinem zynischen Charakter die nötigen Bezugspunkte. Eine weitere Bereicherung für ZIMMER 1408 ist Samuel L. Jackson als mysteriöser Türwächter Olin. Beide Stars geben dem Film die nötige Unterhaltsamkeit bis zum Eintritt Cusacks in die titelgebende Gruselkammer. Ab diesem Moment wird Mikael HŒfströms zweites Hollywood-Werk eine zwiespältige Angelegenheit. Während einige Schockeffekte perfekt sitzen, fühlt man sich bei anderen in die heutzutage unfreiwillig komischen Momente des Gruselkinos aus Zeiten eines Boris Karloff zurückversetzt. Zudem ist Cusacks Charakterentwicklung eine recht vorhersehbare, denn wo soll’s vom anfänglichen Nihilismus des Helden denn schon hingehen?

Trotz dieser kleineren Schwächen bleibt dem Werk aber die durchaus tröstliche Etikette, zweifelsohne eine der besseren King-Verfilmungen zu sein!

Originaltitel: 1408

USA 2007, 94 min
Verleih: Senator

Genre: Horror, Thriller, Literaturverfilmung

Darsteller: John Cusack, Samuel L. Jackson, Mary McCormack, Jasmine Jessica Anthony, Tony Shalhoub

Regie: Mikael HŒfström

Kinostart: 13.09.07

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...