Originaltitel: JUNE AND JOHN

F 2020/2025, 92 min
Label: Capelight

Genre: Romantik, Schräg

Darsteller: Matilda Price, Luke Stanton Eddy

Regie: Luc Besson

June & John

Wenn zu lesen ist, daß ein Film mit einem Smartphone gedreht wurde, bin ich eigentlich raus. Hier aber waren wirklich die Umstände schuld, der unverwüstliche Luc Besson nutzte die Zeit einer politisch und medial aufgebauschten Pandemie, verschaffte sich Frei(heits)räume und arbeitete einfach weiter, ohne um Systemrelevanz zu bitten. Gut so, und besser noch, daß ich drangeblieben bin am Film, denn JUNE & JOHN ist der vielleicht beste Besson seit Jahren.

Diese abgefahrene Liebesgeschichte ist wie aus dem Ärmel geschüttelt, brillant geschnitten, hat ein irres Tempo mit den gebotenen Atempausen an den richtigen Stellen – und das Überraschende: Sie besticht trotz Handy durch Kinobilder, kunstvoll, bunt, lichtstark, überhöht, was zu diesem ungewöhnlichen titelgebenden Paar perfekt paßt. Bei John läuft an dem Tag alles schief: Beef mit dem Pförtner, Streß mit dem tyrannischen Chef, Mama ruft ständig an, die Arbeit langweilt ihn, er verliert seine Papiere, hängt in Hotlines fest, wird von den Cops abgeführt, und bald liegen die Nerven blank. Was FALLING DOWN 2.0. hätte werden können, durchkreuzt Besson durch den Aufschlag eines freakigen Mädchens, das John seinen Namen auf die U-Bahn-Scheibe haucht: June.

Wäre das Leben gerechter, dann hätte man JUNE & JOHN im Kino gesehen, selten erlebt man einen derart leidenschaftlichen und durchgeknallten Appell an die persönliche Freiheit, eine pulsierende Hommage auf das Privileg der freien Wahl und einen wilden Hymnus auf das Träumen. Man spürt schnell, daß Junes Uhr aus traurigen Gründen anders tickt, schon deswegen darf sie in Villen einbrechen, in fremden Pools baden, endlich fliegen und es sowieso leid sein zu kämpfen. Sie will einfach leben!

Besson, der schon immer amerikanischste unter den französischen Regisseuren, verneigt sich vor Klassikern wie THELMA & LOUISE und schuf nichts weniger als den modernen Liebesfilm. Ausgerechnet Besson ein Verfechter der schwerelosen Romantik – irre!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.