Editorial 12/25-01/26

[ 04.12.2025 ] Eine Plattensammlung ohne wenigstens ein Stück Vinyl von Neil Diamond ist schon irgendwie in Ordnung, bleibt aber immer lückenhaft. Is’ einfach so. Und warum, das zeigt eindrücklich der Herzenswärmer SONG SUNG BLUE, der keinerlei Fan-Sein voraussetzt, die im Film kongenial interpretierten Stücke sorgen aus sich heraus für Begeisterung. Und für tiefe Berührung durch die wahre Geschichte von Lightning & Thunder! Mitreißen und anrühren wird in jedem Fall auch das Drama DIE JÜNGSTE TOCHTER. Man muß diese Fatima einfach erleben, man wird hören, wie laut deren stumme Tränen sein können, es nachfühlen, wie jemand derart großzügig lieben kann!

Das Kino von Anders Thomas Jensen ist nun wirklich speziell – gut so. Er hat ein Herz für schräge Typen, für kaputte auch, es gibt von beiden eine Menge in der abgefahrenen Brüdergeschichte THERAPIE FÜR WIKINGER. Besseres Kontrastprogramm zur zimtseligen Weihnachtsstimmung kann es nicht geben. Ebenfalls um Familie der etwas anderen Art geht es in RENTAL FAMILY, der im Wortsinn große Brendan Fraser rührt einen schlicht zu Tränen in seiner ihm eigenen Verlorenheit, wenn er als Leihakteur in verschiedene Rollen schlüpfen und schließlich der kleinen Mia gar den Vater ersetzen soll ...

Das kommende Kinojahr räumt auf mit der ewigen Jammerei um fehlendes heimisches Talent. Dana Herfurth mag als verstörendes SMALLTOWN GIRL wie eine jüngere Kopie von Tilda Swinton und Andrea Sawatzki scheinen, sie packt im Können von beiden noch einige Schippen drauf. Und was glückt François Ozon eigentlich nicht? Eben! Mit Demut und trotzdem kühlem Kopf nimmt er sich mit DER FREMDE eines Nationalheiligtums an – frei von jeder Künstlerhybris verfilmte er Albert Camus’ Novelle im Prinzip wortgenau, ohne grobe Ausschmückungen, ja, er diente sich dem Werk an, was von Respekt zeugt und trotzdem aus Papier waschechtes Kino gebar.

Kurzum: Wenn ein Kinojahr derart ausklingt und ein neues so beginnt, dann muß einem um die schönste aller Künste nicht bange sein. Ich wünsche allen PLAYER-Lesern, unseren treuen Kino- und Verleihpartnern, meinen einzigartigen Autoren und unseren tollen Grafik- und Vertriebsteams eine schöne, ruhige, film- und besucherstarke Weihnachtszeit, einen entspannten Start ins neue Jahr und daß wir uns immer wieder darauf einigen können, was im Leben unverzichtbar ist – gutes Kino!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.